US-Ermittler haben die New Yorker Wohnung und das Büro des früheren Anwalts von Ex-Präsident Donald Trump, Rudy Giuliani, durchsucht. Bei den Durchsuchungen gehe es um die Ukraine-Aktivitäten des 76-Jährigen, berichteten am Mittwoch unter anderem die „New York Times“ und der Nachrichtensender CNN unter Berufung auf informierte Kreise. Demnach wurden auch elektronische Geräte des früheren New Yorker Bürgermeisters beschlagnahmt, was bei Anwälten sehr selten ist.
Laut der „New York Times“ prüfen die Bundesstaatsanwaltschaft in New York und die Bundespolizei FBI, ob Giuliani 2019 in Washington illegale Lobbyarbeit für ukrainische Regierungsvertreter und Oligarchen betrieb. Der Trump-Anwalt suchte damals in der Ukraine zugleich nach belastendem Material gegen den Demokraten Joe Biden, der Trump schließlich bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen November besiegte.
Giulianis Sohn Andrew verurteilte die Razzien bei seinem Vater als „ekelhaft“ und warf dem US-Justizministerium vor, mit der Genehmigung der Durchsuchungen eine politische Agenda zu verfolgen. „Jeder, jeder Amerikaner, egal ob er rot oder blau ist, sollte verstört von dem sein, was hier heute passiert ist, von der andauernden Politisierung des Justizministeriums“, sagte er vor Journalisten. Rot und Blau sind die Farben der beiden großen US-Parteien, der Republikanischen und der Demokratischen Partei. „Wenn dies dem Anwalt eines ehemaligen Präsidenten passieren kann, kann es jedem Amerikaner passieren. Genug ist genug“, fügte er hinzu.
Medienberichten zufolge beschlagnahmten die Ermittler auch ein Telefon der Washingtoner Anwältin Victoria Toensing, die auch als Beraterin Trumps tätig gewesen war. Laut Berichten soll sie im Zusammenhang mit Ukraine-bezogenen Angelegenheiten mit Giuliani zusammengearbeitet haben.
Berichten zufolge hatten die US-Bundespolizei FBI und die New Yorker Staatsanwaltschaft bereits im vergangenen Jahr versucht, Durchsuchungsbeschlüsse für Giulianis Telefone zu bekommen. Eine Genehmigung dafür erhielten sie jedoch bis zum Ende von Trumps Amtszeit am 20. Januar nicht. Unter dem neuen US-Justizminister Merrick Garland wurde den Durchsuchungsanträgen nun offenbar stattgegeben. Weder das FBI noch das Justizministerium wollten sich zu den Durchsuchungen äußern.
Giuliani hatte in der Ukraine-Affäre, die 2019 zum ersten Amtsenthebungsverfahren gegen Trump führte, eine wichtige Rolle gespielt. Trump hatte den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu Wahlkampfhilfe gegen seinen künftigen Herausforderer Biden gedrängt. Giuliani, seit April 2018 Privatanwalt Trumps, war dabei einer der Mittelsmänner des US-Präsidenten und reiste in die Ukraine.
Nach Trumps Wahlniederlage führte Giuliani die Bemühungen des abgewählten Präsidenten an, den Ausgang der Wahl anzufechten. Der in seiner Zeit als New Yorker Bürgermeister hoch angesehene Giuliani sorgte dabei wiederholt mit skurrilen Auftritten und unbelegten Wahlbetrugsvorwürfen für Aufsehen. Ein Wahlmaschinen-Hersteller verklagte den Anwalt in der Folge auf 1,3 Milliarden Dollar (knapp 1,1 Milliarden Euro) Schadenersatz wegen Verleumdung.