Das Roadmovie „Nomadland“ ist der große Sieger der diesjährigen Oscars. Das Sozialdrama über Arbeitsnomaden in den USA gewann am Sonntag in Los Angeles den Oscar als bester Film sowie zwei weitere goldene Statuen: Regisseurin Chloé Zhao wurde als erst zweite Frau in der Geschichte des Filmpreises mit dem Regie-Oscar ausgezeichnet. Hauptdarstellerin Frances McDormand gewann den bereits dritten Oscar ihrer Karriere.
Der semifiktionale Film, der in den vergangenen Wochen bereits eine Reihe von Preisen gewonnen hatte, wurde damit seiner Favoritenrolle bei den 93. Oscars gerecht. „Auf was für eine verrückte, einmalige Reise haben wir uns gemacht“, sagte Zhao. Sie dankte den Darstellern, von denen viele echte Arbeitsnomaden sind, die in Campingwägen wohnen, „uns die Macht von Durchhaltevermögen und Hoffnung gelehrt zu haben“.
Die aus China stammende und in den USA lebende Zhao ist die erste nicht-weiße Regisseurin, die einen Oscar erhalten hat. Vor Zhao hatte nur eine Frau den Regie-Oscar gewonnen: Kathryn Bigelow 2010 für das Kriegsdrama „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“.
„Nomadland“-Hauptdarstellerin McDormand rief in ihrer Dankesrede dazu auf, den Film im größtmöglichen Format anzusehen – ein Verweis auf die Corona-Krise, wegen der weltweit Kinos vorübergehend schließen mussten. „Und eines Tages, sehr, sehr bald, nehmt alle, die ihr kennt, mit ins Kino, Schulter an Schulter in dem dunkelen Raum, und schaut euch alle Filme an, die hier heute Abend dabei waren.“
Die Corona-Pandemie hatte auch die Organisatoren der Oscar-Gala vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, wurde die Preisverleihung in einer hohen Halle des Bahnhofs Union Station in Los Angeles ausgetragen. Die Zahl der Gäste war strikt beschränkt.
Als bester Hauptdarsteller wurde Hollywood-Legende Anthony Hopkins für die Verkörperung eines Demenzkranken in dem Drama „The Father“ mit einem Oscar ausgezeichnet. Der 83-Jährige ist damit der älteste Schauspieler der Geschichte, der mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller geehrt wurde. Als Favorit hatte eigentlich der im vergangenen Jahr an Krebs gestorbene Chadwick Boseman für seine Darstellung eines Musikers in dem Drama „Ma Rainey’s Black Bottom“ gegolten.
Als beste Nebendarstellerin wurde die südkoreanische Schauspielerin Youn Yuh-Jung ausgezeichnet. Die 73-jährige Schauspiel-Veteranin gewann den Oscar für ihre Rolle einer Großmutter in dem Familiendrama „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“.
Die bereits zum achten Mal für einen Oscar nominierte Starschauspielerin Glenn Close ging erneut leer aus. Die 74-Jährige, die noch nie einen Oscar gewonnen hat, war für ihre Verkörperung einer Großmutter in dem Sozialdrama „Hillbilly Elegy“ als beste Nebendarstellerin nominiert worden. Youn Yuh-Jung würdigte Close in ihrer Dankesrede mit Humor: „Wie kann ich gegen Glenn Close gewinnen?“
Der britische Schauspieler Daniel Kaluuya wurde für seine Rolle in „Judas and the Black Messiah“ mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Der 32-Jährige verkörpert in dem Film Fred Hampton, einen 1969 von der Polizei erschossenen Anführer der radikalen Bürgerrechtsbewegung Black Panther Party.
Den Oscar für den besten internationalen Film gewann die dänische Tragikomödie „Der Rausch“ von Regisseur Thomas Vinterberg mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle. Der deutsche Wettbewerbsbeitrag für den Auslands-Oscar, das Polit-Drama „Und morgen die ganze Welt“ von Julia von Heinz, hatte es nicht in die engere Auswahl geschafft.
Den Oscar für das beste Originaldrehbuch gewann der Film „Promising Young Woman“, den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch „The Father“. Als bester animierter Spielfilm wurde „Soul“ von der Disney-Tochter Pixar ausgezeichnet. „Soul“ gewann auch den Oscar für die beste Filmmusik.