Prominente distanzieren sich von ihrer Teilnahme an Aktion #allesdichtmachen

Jan Josef Liefers mit Frau Anna Loos - Bild: Martin Kraft, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Jan Josef Liefers mit Frau Anna Loos - Bild: Martin Kraft, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Nach heftiger Kritik an einer Protestaktion prominenter Schauspieler gegen die Corona-Maßnahmen distanzieren sich immer mehr Beteiligte von der Kampagne unter dem Motto #allesdichtmachen. Die Videos von etwa zehn Schauspielern waren am Samstag auf der Website der Kampagne nicht mehr verfügbar. Zu ihnen zählten Heike Makatsch, Meret Becker, Ken Duken und Kostja Ullmann.

Prominente wie Nadja Uhl, Ulrich Tukur und Jan Josef Liefers hatten am Donnerstagabend mehr als 50 ironisch zugespitzte Videos online veröffentlicht, in denen sie sich über Politik und Medien lustig machten. Nach Lob aus der AfD und von sogenannten Querdenkern distanzierten sich einige Prominente davon. „Tatort“-Star Liefers etwa twitterte: „Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä. weise ich glasklar zurück.“ Er stehe keiner Partei im Bundestag ferner als der AfD.

Schauspielerin Ulrike Folkerts erklärte auf Instagram, ihre Teilnahme an der Aktion sei „ein Fehler“ gewesen. Die als Diskussionsbeitrag gedachten Videos seien „vielleicht falsch zu verstehen“ gewesen.

Zahlreiche andere Prominente hatten die Aktion deutlich kritisiert. Elyas M’Barek etwa kommentierte das Video von „Babylon Berlin“-Hauptdarsteller Volker Bruch mit den Worten: „Come on, das ist doch Blödsinn.“ „Tatort“-Kommissar Hans-Jochen Wagner fragte Liefers: „Das kann doch nicht dein Ernst sein?“

Die „Tatort“-Darsteller Nora Tschirner – „unfuckingfassbar“ – und Christian Ulmen – „heute bisschen für Kollegen schämen“ – zeigten sich ähnlich entsetzt. Moderator und Notfallsanitäter Tobias Schlegel twitterte: „Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben.“

Auch die Bundesregierung hatte am Freitag reagiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, er finde Kritik normal und in einer freiheitlichen Demokratie wünschenswert. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) teilte mit, sie verstehe die Nöte der Kreativen. Sie hätte sich aber von den an der Aktion beteiligten „deutlich mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronavirus betroffen sind oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisten“.

Auf der Website der Kampagne, auf der am Samstag noch 37 Videos zu sehen waren, hieß es, dass es darum gehe, dass „Kritik am Lockdown“ ein „legitimer Standpunkt“ sei. „Wir lassen uns auch nicht in eine Ecke stellen mit Rechten, Verschwörungstheoretikern und Reichsbürgern“, war dort außerdem zu lesen.

Der Psychologe, Podcaster und Experte für Verschwörungsmythen Alexander Waschkau wertete die Aktion der Schauspielerinnen und Schauspieler als gefährlich und naiv. „Hier nutzen bekannte Menschen ihren Status und höhlen weiter die Demokratie aus“, sagte er dem Internetportal watson.de. Die Prominenten erreichten wegen ihrer Popularität „auch unpolitische Menschen und bringen sie mit diesen Verschwörungsnarrativen in Kontakt“ – und dies in einer Zeit in der „weiter Menschen an Covid-19 sterben und die Zahlen in den Krankenhäusern steigen“.

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