Russland hat am Mittwoch mit einer Sperre der Videokonferenz-Plattform Zoom gedroht, nachdem das US-Unternehmen eine Anwendung seiner Dienste Medienberichten zufolge in russischen Regierungsbehörden und Staatsunternehmen untersagt hat. Das Mitglied des russischen Oberhauses, Alexander Baschkin, sagte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, Moskau könne sich als Antwort auf die Zoom-Entscheidung zu „entsprechenden Gegenmaßnahmen“ gezwungen sehen. Der Kreml sprach von „keiner großen Affäre“, rief aber russische Unternehmen auf, eigene Alternativen zu Zoom voranzutreiben.
Während der Corona-Pandemie avancierte Zoom zum weltweiten Marktführer für Videokonferenz-Anwendungen, die Plattform wird etwa in Schulen oder Unternehmen genutzt. Zoom soll nun aber russischen Medienberichten vom Mittwoch zufolge seinen Vertriebspartnern den Verkauf der Software an Regierungsbehörden und Staatsunternehmen in Russland sowie einigen post-sowjetischen Ländern untersagt haben. Grund seien Befürchtungen neuer US-Sanktionen gegen Moskau.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch, Russland müsse „auf Alternativen umsteigen“. Alternative Dienste bestünden bereits und könnten Zoom ersetzen. Bildungsminister Sergej Krawtsow nannte etwa das neue russische Videokonferenzsystem Sferum und sagte, dass Russlands Schulen von einem möglichen Verbot für Zoom nicht betroffen seien.
Zuvor hatte Oberhaus-Mitglied Baschkin gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti ein Verbot von Zoom als Reaktion auf die Maßnahme des US-Unternehmens ins Spiel gebracht.
In der Vergangenheit hatte Russland bereits westliche Online-Plattformen wie LinkedIn blockiert. Im März begann Moskau damit, Twitter im Land auszubremsen – offiziell, damit „illegale Inhalte“ entfernt würden.