Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich im Streit der Union um die Kanzlerkandidatur erneut auf die Seite von CDU-Chef Armin Laschet gestellt und zugleich dessen Kontrahenten, CSU-Chef Markus Söder, scharf angegriffen. Es sei nicht zu ertragen, ein Votum der Führung der CDU nach intensiver Debatte als „Hinterzimmer“ abzutun, sagte Schäuble am Freitag dem ARD-Hauptstadtstudio mit Blick auf eine entsprechende Äußerung Söders.
„Ich bin für Herrn Laschet“, hob Schäuble weiter hervor. Für die Entscheidung über den gemeinsamen Kanzlerkandidaten der Union könnten nicht allein Meinungsumfragen ausschlaggebend sein, wandte er sich gegen Forderungen Söders und weiterer CSU-Politiker. Es gehe vielmehr darum, unterschiedliche Interessen zusammenzuführen. Zudem warf der dem CSU-Chef vor, er gefährde mit seinem Beharren auf der Kanzlerkandidatur die Einigkeit der Union.
Schäuble erinnerte an die Zusage Söders vom vergangenen Sonntag, wonach er sich hinter eine Kanzlerkandidatur Laschets stellen würde, wenn die CDU das wolle. Wenn die Spitzen der CDU einmütig für Laschet votierten, wie sie dies am Montag getan hatten, könne der CSU-Chef dies nun nicht einfach beiseiteschieben, mahnte der Bundestagspräsident.
Schäuble wandte sich auch gegen eine mögliche Entscheidung der Kandidatenfrage durch die Bundestagsfraktion der Union, wie sie aus deren Reihen ins Gespräch gebracht wird. Die gewählten Abgeordneten müssten entscheiden, wenn es einen Wechsel im Kanzleramt während der Legislaturperiode gäbe, sagte Schäuble. Es sei aber nicht ihre Sache darüber zu bestimmen, wer nach der Wahl Kanzler werden könnte.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans relativierte dagegen das Votum der CDU-Gremien für Laschet. „„Ich habe den Beschluss des Parteipräsidiums nie so verstanden, dass es nur Armin Laschet werden kann“, sagte Hans der Zeitung „Die Welt“. Der Auftrag sei vielmehr gewesen, dass Laschet und Söder diese Frage untereinander klären sollten.
Zur Bedeutung von Umfrageergebnissen sagte der Ministerpräsident, diese dürften nicht alleine im Vordergrund stehen, „aber sie geben schon einen wichtigen Hinweis darauf, wie man sich im Wahlkampf aufzustellen hat“. Es sei „völlig klar, dass die Frage, mit welcher Person man die besseren Chancen bei den Wahlen hat, eine zentrale Rolle spielen muss“. Söder liegt in allen Umfragen klar vor Laschet.