Söder contra Laschet: Ein Drama in mehreren Akten

Markus Söder - Bild: Bayerische Staatskanzlei
Markus Söder - Bild: Bayerische Staatskanzlei

Es wirkt fast wie ein Lehrstück über die zerstörerische Kraft politischer Ambitionen: Der Machtkampf von CDU-Chef Armin Laschet und dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder hält die Union in Atem. Ein Überblick zum Ablauf der Ereignisse, wie er sich aus Äußerungen der Parteichefs und von Teilnehmern interner Sitzungen ergibt:

SAMSTAG 10. APRIL

Laschet und Söder führen ein langes Telefonat. Am Ende steht kein Ergebnis, aber eine Erkenntnis: Beide wollen Kanzlerkandidat werden, keiner ist bereit zum Einlenken. Sie einigen sich auf eine Sprachregelung, mit der sie tags darauf an die Öffentlichkeit gehen: Jeder der beiden hält den anderen für kanzlertauglich, und die Frage der Kandidatur soll einvernehmlich ohne Blessuren entschieden werden – ein Machtkampf in aller Freundschaft sozusagen.

SONNTAG 11. APRIL

Die Kandidaten wagen sich aus der Deckung: In einer Klausursitzung der CDU/CSU-Fraktionsspitze in Berlin erklären Laschet und Söder offen ihre Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur. Söder knüpft dies aber an eine Bedingung: Die CDU müsse ihn „breit unterstützen“. Beide sagen sich anschließend vor der Presse Fairness zu – hinter den Kulissen sammeln sie ihre Truppen.

MONTAG 12. APRIL

Laschet schart die Spitzengremien der CDU um sich und erhält dort, wie er sagt, „große Unterstützung“. Er drängt Söder zu einer schnellen Entscheidung. Laschets unausgesprochene Botschaft an Söder: Die Unterstützung der CDU, die Du Dir gewünscht hast, hast Du nicht bekommen. Söder freilich wittert ein Foulspiel – schließlich hatte er mit Laschet vereinbart, die Parteipräsidien zunächst nicht über die Kandidatur abstimmen zu lassen.

Und Söder zieht nach: Am Nachmittag lässt er sich vom CSU-Präsidium einstimmig die Unterstützung aussprechen. Der CSU-Chef gibt eine Pressekonferenz, die gespickt ist mit Sticheleien gegen Laschet. Söders Schachzug: Er kündigt an, den Machtkampf am Dienstag in die Bundestagsfraktion zu tragen, wo er über mehr Rückhalt verfügt als in der CDU-Spitze. Damit zwingt er Laschet zu einem Showdown in der Fraktion, den der CDU-Chef gerne vermieden hätte.

DIENSTAG 13. APRIL

Die Harmonie-Schwüre sind verflogen. Im Reichstag liefern sich Söder und Laschet einen Schlagabtausch vor der Fraktion. „Laschet kämpft eher mit dem Florett, Söder mit dem Säbel“ – so schildert es ein Teilnehmer hinterher gegenüber AFP. Rund 60 der 245 Unionsabgeordneten melden sich zu Wort, die Mehrheit von ihnen spricht sich für Söder aus. Der CSU-Chef spielt seine starken Umfragewerte aus und findet vor allem bei CDU-Abgeordneten Gehör, die angesichts von Laschets schwachen Werten um ihr Mandat fürchten.

Laschets Leute sind verärgert. Hinter vorgehaltener Hand werfen sie Söder Wortbruch vor. Die Parteichefs kündigen an, den Streit bis zum Wochenende zu lösen.

MITTWOCH 14. APRIL

Söder und Laschet stehen nach Angaben aus Parteikreisen in regelmäßigem Kontakt, um einen Ausweg zu finden. In den Parteien wächst die Furcht vor einer selbstzerstörerischen Dynamik und einer Beschädigung beider Unionschefs.

DONNERSTAG 15. APRIL

Mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff lässt erstmals ein CDU-Präsidiumsmitglied seine Präferenz für Söder erkennen. Die CDU-Ministerpräsidenten des Saarlands und von Sachsen folgen mit ähnlichen Äußerungen. Der Rückhalt für Laschet scheint zu bröckeln.

FREITAG 16. APRIL

In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werden Unterschriften gesammelt: Die Initiatoren wollen den zerstrittenen Parteichefs die Entscheidung aus der Hand nehmen und eine Abstimmung in der Fraktion über den Kanzlerkandidaten durchsetzen.

WOCHENENDE 17./18. APRIL

Laschet und Söder ringen in intensiven Telefongesprächen um einen Ausweg – Bereitschaft zum Einlenken zeigt aber keiner von ihnen. Am Sonntagabend fliegt Söder nach Berlin und trifft Laschet zu einem nächtlichen Gespräch – ohne Ergebnis. Die von beiden Parteichefs selbst gesetzte Frist bis Ende der Woche läuft ab.

MONTAG 19. APRIL

Söder bleibt hart: Er lässt mitteilen, dass er auch nach dem Gespräch mit Laschet an seinem Anspruch auf die Kanzlerkandidatur festhält. Der Machtkampf tobt weiter – Ausgang offen.

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