Spahn löst Debatten über mehr Freiheiten für vollständig Geimpfte aus

Impfstoff
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet damit, dass bis Ende April 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland eine erste Impfdosis erhalten haben. Die Kampagne werde nun „an Geschwindigkeit gewinnen“, sagte Spahn am Montag in Berlin. Debatten gab es über seinen Vorstoß zur Lockerung von Corona-Einschränkungen für Geimpfte.

Im ersten Quartal seien aufgrund der Impfstoff-Knappheit lediglich etwa zehn Prozent der Deutschen gegen das Coronavirus geimpft worden, „wir werden die nächsten zehn Prozent jetzt in einem Monat schaffen können“, sagte Spahn am Montag beim Besuch eines Impfzentrums in Berlin. 

Der Minister wies darauf hin, künftig würden neben den Impfzentren zunehmend auch die Arztpraxen eine Rolle spielen, wo ab Dienstag das Impfen großflächiger starten soll. Zwar könne das Impfen derzeit noch nicht die dritte Corona-Welle brechen, doch auf längere Sicht sei dies „der Weg raus“ aus der Pandemie, betonte Spahn.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hob bei dem Termin mit Spahn hervor, dass die neuen Angebote an über 60-Jährige für Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca „sehr gut angenommen“ würden. 

Dies bestätigte auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Allein über die Ostertage seien 370.000 zusätzliche Termine vergeben worden, sagte er beim Besuch eines Impfzentrums in Aachen. Er sprach wie Spahn von „großen Mengen Impfstoff“, die im April erwartet würden. Wenn hier die Verfügbarkeit steige, werde man auch die geltende Prioritätenfolge „hin zum flexiblen Impfen“ lockern können.

Spahn bekräftigte seinen Vorstoß, wonach Geimpfte nach dem Ende der dritten Welle wieder mehr Freiheiten erhalten könnten. Es gehe dabei nicht um Vorrechte, sondern darum, „dass wir vollständig Geimpfte so behandeln können wie negativ Getestete“. Vorsichtsmaßnahmen wie Abstandsregeln oder Mund-Nasen-Schutz würden für beide Gruppen weiterhin gelten.

Der Gesundheitsminister hatte zuvor in der „Bild am Sonntag“ auf eine neue Analyse des Robert-Koch-Instituts (RKI) hingewiesen. Demnach seien vollständig Geimpfte weniger infektiös als symptomlos Infizierte mit negativem Corona-Schnelltest.

„Ich unterstütze diesen Vorschlag, weil es sich gezeigt hat, dass Geimpfte sich nur noch selten anstecken und sie wahrscheinlich bei Ansteckung nicht mehr ansteckend für andere sind“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dazu den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. 

„Wenn von Geimpften keine Gefahr mehr ausgeht, dann gibt es auch keinen Grund mehr, ihre Freiheit einzuschränken“, sagte auch FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae. Positiv äußerte sich in der Funke Mediengruppe auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel warnte in Berlin dagegen vor einer „Impfpflicht durch die Hintertür“.

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, forderte in der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstagausgabe), sich stärker auf die Erstimpfungen zu konzentrieren, um einen „Impfturbo“ hinzubekommen und möglichst vielen Menschen einen Grundschutz vor schweren Krankheitsverläufen anzubieten. Auch Lauterbach schlug vor, deswegen den zeitlichen Abstand zwischen den Impfungen mit den Präparaten von Biontech und Moderna von sechs auf zwölf Wochen zu erhöhen.

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