Städte und Intensivmediziner fordern mehr Corona-Impfungen für sozial Benachteiligte

Impfstoff - Bild: Tim Reckmann/CC BY 2.0
Impfstoff - Bild: Tim Reckmann/CC BY 2.0

Städte und Intensivmediziner in Deutschland haben mehr Corona-Impfungen für sozial Benachteiligte gefordert. „Soziale Unterschiede dürfen nicht dazu führen, dass ein Teil der Menschen abgehängt wird, weil für sie der Zugang zu Impfungen zu schwer ist“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitagsausgaben). Mobile Impfteams müssten stärker eingesetzt werden, um mehr Menschen individuell ansprechen zu können.

„Wo die Wohnsituation von Menschen beengt ist und es nur geringe Einkommen gibt, wo Menschen, zum Teil auch mit Migrationshintergrund, in sozial schwierigen Verhältnissen leben, müssen wir den Zugang zu Impfangeboten erleichtern“, sagte Dedy. Viele Städte hätten in den vergangenen Wochen ihre Anstrengungen verstärkt, in sozial benachteiligten Vierteln intensiver über die Einhaltung von Hygienevorgaben zu informieren. Nun müsse den Menschen das Impfen stärker nahe gebracht werden, forderte Dedy.

Er sprach sich für Lockerungen der Corona-Beschränkungen für Geimpfte, Genesene und Getestete aus, sobald die Impfpriorisierung aufgehoben sei: „Über solche Lockerungen sollten wir auch Anreize für das Impfen schaffen.“

Auch Intensivmediziner forderten mehr Impfungen in sozialen Brennpunkten. „Auf den Intensivstationen liegen überdurchschnittlich viele Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten, Menschen mit Migrationshintergrund und sozial Benachteiligte“, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, der „Rheinischen Post“ (Freitagsausgabe).

Mobile Impfteams würden angesichts des derzeit hohen Impftempos „eine Menge bringen“. Wenn noch gezielter geimpft werden würde, „bekommen wir im Rennen gegen das Virus in absehbarer Zeit die Oberhand“, sagte Karagiannidis.

Er warnte zugleich vor schwerwiegenden Langzeitfolgen für die Krankenhäuser nach der Pandemie. Das Pflegepersonal und die Ärzte auf den Intensivstationen hätten keine Notfallreserven mehr. „Bis Sommer muss ein drastischer Rückgang der Covid-19 Intensivbelegung erfolgen, denn auch die Krankenhäuser werden an Corona-Langzeitfolgen leiden, indem ihnen das Personal wegrennt“, warnte Karagiannidis.

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