Steinmeier ruft zu geduldigem Zuhören auf

Frank-Walter Steinmeier - Bild: Bundesregierung/Steffen Kugler
Frank-Walter Steinmeier - Bild: Bundesregierung/Steffen Kugler

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum aufrichtigen Dialog miteinander aufgerufen. „Im geduldigen Zuhören, im wahrhaftigen Austausch miteinander, in der Erkenntnis, dass die alleinige Wahrheit meist nie auf einer Seite ist, lassen sich sehr viele Fragen zivilisiert und verletzungsfrei klären“, sagte Steinmeier am Freitag bei einem digitalen Festakt zum 500-jährigen Jubiläum des Auftritts Martin Luthers auf dem Wormser Reichstag.

Man müsse nicht seinen persönlichen Positionen oder Überzeugungen untreu werden, um das Denken in Feindbildern zu überwinden. „Selbstbewusstsein ist nicht mit Selbstbehauptung um jeden Preis zu verwechseln“, sagte Steinmeier. Der Selbstbewusste könne Fragen zulassen und sich auf neue Sichtweisen einlassen.

Der Bundespräsident appellierte, aus Achtung vor schwerwiegenden Gewissensfragen nicht jeden Streit um richtige Wege zu Fragen der Wahrheit und des Gewissens zu machen. Nicht Tradition allein dürfe das religiöse und gesellschaftliche Leben bestimmen. „Luthers Beharren darauf, durch Argumente zu überzeugen oder überzeugt zu werden, haben die geistige, die religiöse und schließlich auch die politische Welt zutiefst verändert“, sagte Steinmeier.

Am Wochenende jährt sich der Auftritt Martin Luthers auf dem Wormser Reichstag zum 500. Mal. Er gilt als zentrales Ereignis während der Reformation, die mit der Spaltung des Christentums in die verschiedenen Konfessionen endete. Kaiser Karl V. forderte Luther am 17. und 18. April 1521 auf, seine umstrittenen 95 Thesen zurückzunehmen. Diese hatte er 1517 veröffentlicht. Luther verweigerte die Rücknahme unter Berufung auf sein Gewissen.

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