Studie: Suizidrate in erstem Corona-Lockdown nicht gestiegen

Symbolbild: Suizid
Symbolbild: Suizid

Die Zahl der Suizide ist laut einer Studie am Beispiel Leipzigs während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 nicht gestiegen. Der Wert habe in der Stadt im Bereich der Vorjahre gelegen, teilte die Universität Leipzig am Mittwoch mit. Die in der Fachzeitschrift „Epidemiology and Psychiatric Sciences“ veröffentlichten Ergebnisse decken sich demnach mit den Erkenntnissen einer internationalen Studie aus 21 Ländern.

In der Leipziger Erhebung wurden die Suizidtodesfälle der Monate März bis September 2020 mit den Daten der Vorjahre verglichen. Dabei berücksichtigten die Forscher saisonale Schwankungen der Zahlen und tendenziell sinkende Raten in Deutschland. Während des ersten Lockdowns verzeichneten die Wissenschaftler niedrigere Suizidraten als in den Vormonaten der Pandemie. Dieser Unterschied sei vorwiegend auf hohe Suizidraten im Januar und Februar 2020 zurückzuführen.

Im Lauf des Lockdowns könnten nach Ansicht der Forscher protektive Faktoren eine Rolle gespielt haben. Eine existenzielle äußere Bedrohung wie die Corona-Pandemie könne zu einer kurzzeitigen Zunahme des gesellschaftlichen Zusammengehörigkeitsgefühls führen – dies gelte als wichtiger schützender Faktor gegenüber Suizid.

Die Ergebnisse stellten eine Momentaufnahme mit regionalem Bezug dar, erklärte Studienleiter Daniel Radeloff. „Aber auch die verfügbaren internationalen Daten belegen, dass das Suizidrisiko in der Frühphase der Pandemie nicht anstieg.“ Dies könne sich nach Ansicht der Forscher jedoch im weiteren Verlauf der Pandemie ändern. Risikofaktoren wie steigende Arbeitslosigkeit, erhöhter Suchtmittelkonsum oder Vereinsamung könnten zunehmen.

Die Leipziger Regionaldaten wurden in einer internationalen Studie in der Fachzeitschrift „Lancet Psychiatry“ veröffentlicht. Demnach blieben auch an anderen Orten die Suizidraten während der Frühphase der Pandemie unverändert. Neben der Leipziger Erhebung flossen Regionaldaten aus Frankfurt am Main, Köln und Leverkusen in die Studie ein und wurden gemeinsam mit rund 40 Datensätzen aus 21 Ländern ausgewertet.

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