Die radikalislamischen Taliban haben einen Boykott der für Ende April geplanten Afghanistan-Konferenz in der Türkei angekündigt. „Bis nicht alle ausländischen Truppen vollständig aus unserer Heimat abgezogen sind, sind wir nicht bereit, an irgendeiner Konferenz teilzunehmen, bei der Entscheidungen über Afghanistan getroffen werden sollen“, erklärte der Taliban-Sprecher Mohammad Naeem am Dienstag im Onlinedienst Twitter.
Das türkische Außenministerium hatte zuvor Beratungen über die Zukunft Afghanistans vom 24. April bis 4. Mai angekündigt. Die Konferenz in Istanbul solle die inner-afghanischen Verhandlungen „beschleunigen und ergänzen“. Ziel sei eine „gerechte und dauerhafte politische Lösung“ für Afghanistan.
Die Friedensgespräche für Afghanistan in der Türkei hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bereits Mitte März angekündigt. Doch war bislang noch kein konkretes Datum genannt worden.
Die Istanbuler Friedensgespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban werden von den Vereinten Nationen und Katar unterstützt. Den Verhandlungsparteien solle geholfen werden, ein gemeinsames Bild für die Zukunft Afghanistans zu entwerfen, erklärte das türkische Außenministerium.
Der inner-afghanische Friedensprozess auf Grundlage des Abkommens von Doha zwischen der US-Regierung und den radikalislamischen Taliban war zuletzt ins Stocken geraten. Das im Februar 2020 geschlossene Abkommen sieht vor, dass die US-Truppen und alle anderen ausländischen Streitkräfte bis zum 1. Mai aus Afghanistan abziehen.
US-Präsident Joe Biden kündigte am Dienstag jedoch an, er werde die in Afghanistan stationierten US-Truppen erst einige Monate später vollständig abziehen. Ein US-Regierungsmitarbeiter sagte, ein geordneter Abzug werde noch vor dem 1. Mai eingeleitet. Vor dem 11. September solle der Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan dann abgeschlossen sein.