Die Tarifverhandlungen zwischen Deutscher Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gehen in eine dritte Runde. Beide Seiten vereinbarten für die Zeit bis zum 17. Mai Sondierungsgespräche über Löhne, Arbeitszeit, Altersvorsorge und weitere Forderungen der Gewerkschaft, wie die Bahn am Mittwoch mitteilte. Die Vorstellungen der Tarifparteien liegen weit auseinander.
Die Gewerkschaft verlangt unter anderem eine Lohnerhöhung um 4,8 Prozent rückwirkend zum 1. März 2021 und eine Corona-Prämie von 1300 Euro. Die Bahn hat dies als realitätsfern bezeichnet; sie hatte 2020 wegen der Corona-Pandemie 5,7 Milliarden Euro Verlust gemacht.
Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die mit der GDL in Konkurrenz steht, hatte die Bahn sich bereits im vergangenen September auf ein Corona-Tarifpaket geeinigt. In den Sondierungsgesprächen soll es auf Wunsch der GDL auch über die Anwendung der GDL-Tarifverträge gehen, wie die Bahn weiter mitteilte.
Hintergrund hier ist der Streit um das seit Januar geltende Tarifeinheitsgesetz (TEG). Bei konkurrierenden Tarifabschlüssen sind für dieselbe Berufsgruppe in einem Betrieb die Vereinbarungen mit der Mehrheitsgewerkschaft gültig – GDL und EVG verhandeln teilweise aber für die gleichen Berufsgruppen.
Eine tarifliche Vereinbarung, die in der Vergangenheit garantierte, dass für diese Berufsgruppen die Regelungen beider Gewerkschaften angewandt wurden, lief Ende 2020 aus. Die DB hatte beiden Gewerkschaften Gespräche über eine Vereinbarung zu einer geordneten Koexistenz angeboten; beide Gewerkschaften lehnten solche trilateralen Gespräche ab.
Ohne eine Einigung muss laut DB das TEG umgesetzt werden – und zwar in 71 ihrer 300 Betriebe. In 55 davon organisiert die EVG mehr Mitglieder, in 16 die GDL.