Die Ukraine hat am Montag des verheerenden Atomunglücks von Tschernobyl vor 35 Jahren gedacht. Dutzende Menschen versammelten sich schon in der Nacht auf Montag in der seit dem Unglück verlassenen Stadt Prypjat, um an die Opfer zu erinnern. Präsident Wolodymyr Selenskyj wollte den Ort der bisher schlimmsten Atomkatastrophe der Geschichte am Montag besuchen.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) schrieb angesichts des Jahrestages im Onlinedienst Twitter: „Die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke bis 2022 ist ein wichtiger Schritt.“ An den Folgen des Tschernobyl-Unfalls seien tausende Menschen gestorben. „Die Zukunft liegt in erneuerbaren Energien“, fügte er hinzu.
Am 26. April 1986 war ein Sicherheitstest in dem Atomkraftwerk hundert Kilometer nördlich von Kiew außer Kontrolle geraten, woraufhin es in Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks zu einer Kernschmelze kam. Es dauerte zehn Tage, bis die brennende Ruine gelöscht war. Durch das Unglück wurden große Mengen Radioaktivität freigesetzt, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten.
Es war die bisher größte Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie. Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Mindestens 30 Menschen starben unmittelbar nach dem Unglück. Ein UN-Gutachten rechnete 2005 mit insgesamt bis zu 4000 Strahlentoten, Greenpeace ging ein Jahr später bereits von 100.000 Toten aus.
Der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Wolfram König, kritisierte die „aktuelle Diskussion zu einer Wiederbelebung der Atomkraft auf der EU-Ebene“. Diese verdrehe die Tatsachen: „Weltweit gibt es noch immer kein Endlager für die gefährlichsten Hinterlassenschaften der Atomenergienutzung.“ Wer weiter an Atomkraft festhalte, nehme immer mehr Atommüll in Kauf und belaste kommende Generationen damit, ohne eine Lösung zu haben.