Vor dem internationalen Klimagipfel Ende der Woche hat die UNO einen eindringlichen Aufruf zum sofortigen Handeln gestartet. 2021 sei ein „entscheidendes“ Jahr, um die „katastrophalen“ Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen, erklärte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Montag bei der Vorstellung ihres Jahresberichts 2020 in Genf. Die Menschen müssten vor den „desaströsen Auswirkungen“ des Klimawandels geschützt werden, sagte UN-Generalsekretär António Guterres.
Die WMO erklärte bei der Vorstellung ihres 56 Seiten starken Berichts, das Jahr 2020 sei eines der heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Zudem sei die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre trotz des zeitweiligen wirtschaftlichen Stillstands wegen der Corona-Pandemie angestiegen. Treibhausgase gelten als Hauptursache des Klimawandels. Die WMO wertet nicht die Menge an freigesetzten Treibhausgasen, sondern die Menge, die in der Atmosphäre verbleibt.
Der Bericht dokumentiert Indikatoren des Klimasystems, darunter steigende Land- und Meerestemperaturen, den Anstieg des Meeresspiegels, das Schmelzen von Eis und den Rückzug von Gletschern sowie extreme Wetterlagen. Außerdem werden die Auswirkungen auf sozioökonomische Entwicklung, Migration und Vertreibung, Ernährungssicherheit sowie Land- und Meeresökosysteme aufgezeigt.
„Alle wichtigen Klimaindikatoren und Informationen zu den Auswirkungen, die in diesem Bericht bereitgestellt werden, zeigen einen unerbittlichen, anhaltenden Klimawandel, ein zunehmendes Auftreten und eine Intensivierung von Ereignissen mit hohen Auswirkungen sowie schwere Verluste und Schäden, die Menschen, Gesellschaften und Volkswirtschaften betreffen, erklärte WMO-Chef Petteri Taalas.
Guterres sagte, der Bericht zeige, dass 2020 ein Jahr „extremer Wetter- und Klimastörungen“ sei, die durch den „menschengemachten Klimawandel angeheizt werden, Leben beeinträchtigen, Lebensgrundlagen zerstören und viele Millionen Menschen aus ihren Häusern vertreiben“. All dies zeige, dass die derzeitigen Bemühungen weit hinter dem zurückblieben, was nötig wäre.
„Die Zeit für die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens läuft aus. Wir müssen mehr tun und schneller, jetzt“, forderte Guterres. Alle Staaten müssten sich zu Klimaneutralität bis 2050 verpflichten.
Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 hat die Staatengemeinschaft eine Beschränkung der Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beschlossen und nach Möglichkeit eine Beschränkung auf 1,5 Grad anvisiert. Die Ziele sind jedoch nicht bindend, die Umsetzung bleibt jedem Land selbst überlassen.
Ende der Woche richtet US-Präsident Joe Biden einen internationalen Klimagipfel aus. Zu dem zweitägigen virtuellen Gipfel, der am internationalen Tag der Erde beginnt, sind rund 40 Staats- und Regierungschefs eingeladen. Biden hatte die USA zurück in das Pariser Klimaabkommen geführt, aus dem es unter seinem Vorgänger Donald Trump ausgetreten war.
Im November findet im schottischen Glasgow die wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobene UN-Klimakonferenz statt. Dort „müssen wir zeigen, dass wir mutige Maßnahmen zur Minderung und Anpassung ergreifen und planen“, sagte Guterres. „Das bedeutet radikale Veränderungen in allen Finanzinstitutionen, öffentlich und privat, um sicherzustellen, dass sie eine nachhaltige und widerstandsfähige Entwicklung für alle finanzieren“, führte er aus.