Verbände reichen Beschwerde gegen Apple beim Bundeskartellamt ein

Apple - Bild: sweetyedie via Twenty20
Apple - Bild: sweetyedie via Twenty20

Mit einer neuen Datenschutzfunktion bringt der US-Konzern Apple die Werbebranche gegen sich auf. Spitzenverbände der deutschen Medien-, Internet- und Werbewirtschaft reichten am Montag beim Bundeskartellamt eine Beschwerde gegen den iPhone-Hersteller ein. Sie kritisieren, dass das Unternehmen mit seiner Funktion „App Tracking Transparency“ (ATT) seine Marktmacht missbrauche und gegen Kartellrecht verstoße.

Ein Sprecher des Kartellamtes in Bonn bestätigte den Eingang der Beschwerde. „Das schauen wir uns jetzt an“, sagte er. Über die Beschwerde hatte zunächst die „Financial Times“ berichtet.

Die ATT-Funktion soll von dieser Woche an mit einem Update des Apple-Betriebssystems iOS kommen, das weltweit auf hunderten Millionen von Geräten läuft. Die Funktion verpflichtet Anbieter von Apps künftig, standardmäßig ein sogenanntes Opt-In-Fenster anzuzeigen, wenn Nutzerdaten verarbeitet werden sollen. Das bedeutet, dass Nutzer aktiv zustimmen müssen.

Nach Angaben des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) müssen die App-Anbieter den Usern dabei „nach den Vorgaben von Apple erläutern, warum sie sie tracken wollen“. Apps ohne ATT will Apple demnach nicht mehr genehmigen.

Der Beschwerde der acht Spitzenverbände angeschlossen haben sich unter anderem auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), die Organisation der Mediaagenturen (OMG) und der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).

Sie kritisieren, durch die einseitig auferlegten Maßnahmen schließe Apple „faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem aus“. Gleichzeitig nehme der Konzern seine eigenen Dienste jedoch von den geplanten Änderungen aus und sammele „selbst erhebliche Mengen Nutzerdaten“.

Apple erklärte hingegen, dass mit der neuen iOS-Version 14 den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit gegeben werden solle, selbst entscheiden zu können, „wie ihre Daten verwendet werden und von wem“. Sie könnten künftig entscheiden, „ob sie Apps erlauben wollen, sie zu tracken, indem ihre Informationen mit Daten von Drittanbietern zu Werbezwecken verknüpft oder mit Datenbrokern geteilt werden“.

Diese Regeln „gelten für alle Entwickler gleichermaßen – auch für Apple“, erklärte das Unternehmen in einer Stellungnahme. Für die neue Funktion habe Apple zudem „starke Unterstützung“ von Behörden und Datenschützern erhalten. Privatsphäre sei „ein grundlegendes Menschenrecht“.

In den USA hat Apples Schritt bereits Spannungen zwischen dem iPhone-Konzern und dem Online-Netzwerk Facebook geschürt. Auch andere Internetriesen wie Google sind stark vom Geschäft mit digitaler Werbung abhängig.

Die deutsche Werbewirtschaft argumentiert außerdem, dass sich insbesondere Online-Werbung auf mobilen Endgeräten in den vergangenen Jahren erfolgreich entwickelt habe und „in hohem Maße auf die tatsächlichen Interessen und Bedürfnisse der Nutzer angepasst“ sei und ihnen so entsprechende Mehrwerte bieten könne.

Zudem würden durch die neue Funktion ersten Markterhebungen zufolge die Werbeeinnahmen der App-Entwickler signifikant sinken und damit gerade kleinere Anbieter in ihrer Existenz bedroht.

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