Zahl der Toten bei Seilbahn-Absturz in Italien auf 14 gestiegen

Seilbahn am Lago Maggiore (Archivbild) - Bild: Florian Plag/CC BY 2.0
Seilbahn am Lago Maggiore (Archivbild) - Bild: Florian Plag/CC BY 2.0

Trauriger Pfingstsonntag in Italien: Bei einem Seilbahn-Absturz am Lago Maggiore im Norden des Landes sind 14 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen fünf Israelis. Unter den Opfern war auch ein neunjähriges italienisches Kind, das Stunden nach dem Unglück im Krankenhaus von Turin seinen schweren Verletzungen erlag, wie der Rettungsdienst mitteilte. Die Seilbahn-Kabine mit ihren 15 Insassen war auf der Strecke zum Berg Mottarone abgestürzt.

Das Unglück ereignete sich nach Angaben des Infrastrukturministeriums gegen 12.30 Uhr rund hundert Meter vor der Bergstation der Seilbahn. Die Kabine fiel etwa 15 Meter tief, rollte dann einen Teil des Abhangs hinunter und krachte gegen einen Baum, wie ein örtlicher Polizist berichtete.

Als Ursache des Unglücks wurde ein Kabelriss im obersten Bereich der Strecke vermutet. Dass die Kabine überlastet war, scheint ausgeschlossen, da sie bis zu 35 Passagiere aufnehmen kann. Infrasturkturminister Enrico Giovannini kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. Die Mailänder Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen „Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung“ ein.

Erste Fotos der Behörden zeigten Feuerwehrleute und Rettungskräfte vor der zertrümmerten Kabine. Das steile Gelände erschwerte die Bergungsaktion erheblich.

Unter den Toten waren nach Angaben des israelischen Außenministeriums fünf Israelis: ein Paar aus Israel und ein in Italien lebendes Paar mit einem Kind. Bei dem zweiten Kind des Paares handelte es sich um das fünfjährige Kind, das mit Beinbrüchen und Schädeltrauma im Kinderkrankenhaus von Turin behandelt wurde.

Der Zeitung „Il Corriere della Sera“ zufolge kamen auch deutsche Touristen bei dem Unglück ums Leben. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte, derzeit gebe es keine „Hinweise, dass sich Deutsche unter den Opfern befinden“.

Die bei Touristen beliebte Seilbahn verbindet in 20 Minuten den am Lago Maggiore gelegenen Urlaubsort Stresa mit dem fast 1500 Meter hohen Berg, der einen spektakulären Blick auf den Lago Maggiore und die Alpen bietet. Wegen Wartungsarbeiten war die Seilbahn zwischen 2014 und 2016 geschlossen.

Das schwere Unglück sorgte landesweit für Entsetzen. Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Mario Draghi drückten ihren „tiefen Schmerz“ über den Verlust der vielen Menschenleben aus. Der Regionalpräsident des Piemont, Alberto Cirio, erklärte, die Tragödie raube allen den Atem.

Cirios Kollege aus der benachbarten Region Ligurien, Giovanni Toti, sprach von einer absurden Tragödie, die sich genau zu dem Zeitpunkt ereigne, an dem Italien nach monatelangem Lockdown die Aufhebung der massiven Beschränkungen genieße. Er sprach von einem „Sonntag der Wiedereröffnungen, der voller Hoffnungen sein sollte“.

EU-Ratspräsident Charles Michel sprach in einer Twitter-Botschaft auf Italienisch den „Familien und Freunden, die bei diesem tragischen Unfall einen geliebten Menschen verloren haben“, sein tiefes Beileid aus.

Die Menschen in Stresa versetzte die Tragödie in große Aufregung. Luisa Tesserin, eine 27-jährige Studentin aus Genua, die das Wochenende am Lago Maggiore verbringen wollte, war schockiert: „Ich bin mit ein paar Freunden nach Stresa gekommen, um auf den Gipfel des Mottarone zu gehen, weil die Aussicht großartig ist“, erzählte sie AFP. Sie und ihre Freunde hätten die Seilbahn eine Stunde vor dem Unglück genommen. „Als wir hochfuhren, haben wir nichts Seltsames am Kabel bemerkt, alles war normal“, sagte sie.

In Europa hat es immer mal wieder schwere Unglücke mit Seilbahnen gegeben. Zuletzt waren im September 2005 neun deutsche Skifahrer im österreichischen Sölden ums Leben gekommen, als ein Lastenhubschrauber einen Betonklotz verloren hatte, der auf eine Seilbahn stürzte.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44851 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt