Arktis-Anrainer-Staaten bekennen sich zu Klimaschutz und friedlicher Zusammenarbeit

Arktiseis - Bild: JBL via Twenty20
Arktiseis - Bild: JBL via Twenty20

Bekenntnis zum Frieden und Klimaschutz: Die Anrainer-Staaten der Arktis haben sich bei einem Außenministertreffen auf Maßnahmen zur friedlichen Zusammenarbeit und Bekämpfung der Erderwärmung geeinigt. Die acht Staaten wollen insbesondere in den Bereichen Klima, Umwelt, Wissenschaft und Sicherheit kooperieren, wie US-Außenminister Antony Blinken am Donnerstag mitteilte. Die Polarregion hat sich laut einem neuen Bericht seit 1971 dreimal schneller erwärmt als der Rest des Planeten.

„Die Klimakrise ist unsere ernsthafteste langfristige Bedrohung“, sagte Kanadas Außenminister Marc Garneau vor dem Rat. Auch sein dänischer Amtskollege Jeppe Kofod rief die Anrainer-Staaten zu einem gemeinsamen Bekenntnis für den Klimaschutz auf. „Wir haben die Pflicht, unsere Zusammenarbeit zum Wohle der Menschen, die die Arktis bewohnen, zu stärken“, sagte er.

Dem Arktischen Rat gehören Russland, die USA, Kanada, Norwegen, Dänemark, Schweden, Finnland und Island an. Am Donnerstag einigten sich die Anrainer-Staaten zum ersten Mal in der Geschichte des Rats auf einen Zehn-Jahres-Strategieplan.

Eine am Donnerstag veröffentlichte Studie beweist die Dringlichkeit für Klimaschutz-Maßnahmen in der Region: Die durchschnittliche Jahrestemperatur in der Arktis stieg zwischen 1971 und 2019 um 3,1 Grad Celsius, auf der Erde insgesamt dagegen um ein Grad Celsius, wie das Arctic Monitoring and Assessment Programme (Amap) am Donnerstag berichtete.

Jedes Zehntelgrad Erwärmung am Nordpol macht dabei einen großen Unterschied: Die Gefahr, dass das Polareis im Sommer komplett auftaut, ist bei einem Temperaturanstieg um zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zehnmal höher als bei einer Erwärmung um 1,5 Grad wie im Klimaabkommen von Paris 2015 vereinbart.

Das Treffen war auch vor dem Hintergrund wachsender Ansprüche der Großmächte auf das Gebiet von Bedeutung: „Die Arktis als eine Region für strategischen Wettbewerb hat die Aufmerksamkeit der Welt ergriffen“, sagte Blinken. Es müsse „Rechtsstaatlichkeit“ sichergestellt werden, damit die Arktis „eine konfliktfreie Region bleibt, in der die Länder verantwortungsvoll handeln“, ergänzte er mit Blick auf Russland und China.

Durch die zunehmende Erderwärmung wurde die Arktis in den vergangenen Jahren immer besser erreichbar und eine Ausbeutung der Rohstoffvorkommen realistisch. Wegen der strategischen Lage, der natürlichen Ressourcen und der Schiffsrouten konkurrieren nicht nur die acht Anrainerstaaten, sondern auch China in der Region.

Russland investierte in den vergangenen Jahren massiv in seine militärische Infrastruktur und in die Gewinnung von Bodenschätzen in der Arktis. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte Anfang der Woche erklärt: „Für jeden ist seit Langem vollkommen klar, dass dies unser Territorium ist, das ist unser Land.“ Russland sei für die „Sicherheit der Arktischen Küste“ verantwortlich.

US-Außenminister Blinken hatte daraufhin die zunehmende militärische Aufrüstung am Nordpol kritisiert. „Wir müssen eine Militarisierung der Region verhindern“, sagte er. Zuvor hatte er Russland davor gewarnt, die durch den Klimawandel entstehenden Veränderungen in der Arktis „auszunutzen“.

Moskau spielte den Ball am Donnerstag zurück und warnte Washington seinerseits vor einer Erhöhung der Militärpräsenz. „Wir haben während des Treffens betont, dass wir keinen Grund für einen Konflikt sehen – und noch weniger einen Grund für die Entwicklung von Militärprogrammen“, sagte Lawrow zum Abschluss des Gipfels. Beide Seiten haben in den vergangenen Monaten ihre militärischen Manöver in der Region verstärkt.

Bei einem Gespräch unter vier Augen im Rahmen des Treffens bemühten sich Blinken und Lawrow am Mittwoch um eine Annäherung. Lawrow nannte das Treffen anschließend „konstruktiv“. Auch seitens der USA hieß es, das fast zweistündige Gespräch sei „produktiv“ verlaufen. Es war das bislang höchstrangige direkte Zusammentreffen beider Regierungen seit dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden im Januar.

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