Im laufenden Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL stehen die Zeichen auf Konfrontation: Eine Bahn-Sprecherin warf GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag vor, er habe Verantwortung für Beschäftigte und Arbeitsplätze „offenbar wenig im Sinn“. Die Gewerkschaftsführung „sollte rasch auf den Boden der Tatsachen kommen. Denn die Corona-Schäden sind größer und der Spielraum enger geworden.“
Die DB wolle verhandeln, versicherte die Sprecherin – „und das mit dem Ziel, den Millionen, die wieder vom Reisen träumen, das auch zu ermöglichen“. Der Konzern und die GDL hatten am Montag in dritter Runde über einen neuen Tarifvertrag verhandelt.
Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Lohnerhöhung um 4,8 Prozent rückwirkend zum 1. März und eine Corona-Prämie von 1300 Euro; die Bahn bietet 1,5 Prozent mehr Lohn sowie betriebsbedingten Kündigungsschutz. Einen entsprechenden Abschluss hatte der Konzern im September mit der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erzielt.
Weselsky hatte am Montagabend erklärt, das Angebot der Bahn sei eine „nackte Provokation“. Es sei „nicht verhandelbar“, fügte er am Dienstag hinzu. Weselsky drohte mit Arbeitskämpfen. Reisende würden rechtzeitig informiert, fügte er hinzu.
Die GDL hat bis Pfingstmontag am 24. Mai Zeit für eine Antwort. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Angebot der Bahn annehme, liege bei null, sagte Weselsky – ebenso, dass die Gewerkschaft darüber verhandle.