Egal ob in den schlammigen Straßen eines afrikanischen Armenviertels oder auf Cocktailpartys in Davos – Bill und Melinda Gates traten fast immer als Paar auf. Zusammen bauten sie die größte wohltätige Privatstiftung der Welt auf, die auch ihre Namen trägt: Die Bill and Melinda Gates Foundation. Auch das Ende ihrer Ehe nach 27 Jahren verkündeten sie gemeinsam in einer Erklärung, die sie am Montag zeitgleich auf Twitter veröffentlichten.
„Sie ist wahrhaft eine ebenbürtige Partnerin“, sagte der Gründer des Software-Unternehmens Microsoft 2019 in einer Netflix-Dokuserie über Melinda. „Sie ist mir sehr ähnlich, weil sie optimistisch ist und sich für die Wissenschaft interessiert. Sie kann besser mit Menschen umgehen als ich. Sie ist ein kleines bisschen weniger hartnäckig als ich, wenn es darum geht, sich Wissen anzueignen, wie über Immunologie“, beschrieb Bill Gates seine Frau. Bill sei „witzig und sehr energiegeladen“, sagte Melinda Gates in der Doku über den derzeit viertreichsten Mann der Welt.
William H. Gates, Jahrgang 1955, wuchs in Seattle auf und war schon als Teenager ein Computerfreak. Nach zwei Jahren brach er sein Studium in Harvard ab, um mit einem Freund aus Kindertagen Microsoft zu gründen. Auf der anderen Seite der USA, in Dallas, Texas, wurde 1964 Melinda French geboren. Auch sie begeisterte sich schon in der Schule fürs Programmieren. Ihr erster Computer stammte jedoch vom Microsoft-Konkurrenten Apple.
Die beiden lernten sich 1987 kennen, kurz nachdem Melinda bei Microsoft als Produktmanagerin angefangen hatte – ihr erster Job nach ihrem Abschluss an der Duke University. Bill und Melinda saßen bei einem Geschäftsessen nebeneinander und verstanden sich auf Anhieb.
Als sich die beiden Monate später auf dem Microsoft-Parkplatz zufällig wieder begegneten, bat Bill Melinda um ein Date – allerdings erst für einen Tag zwei Wochen später. Melinda machte sich über seine langfristige Planung lustig. Kurz darauf rief Bill sie an und schlug ein Treffen noch am selben Abend vor. 1994 heirateten die beiden, sie bekamen zwei Töchter und einen Sohn. Vor dem Heiratsantrag habe sie Bill dabei erwischt, wie er Vor- und Nachteile einer Ehe auf einem Whiteboard auflistete, verriet Melinda Gates später.
Das Paar revolutionierte die Welt der Technologie: Bill Gates mit seiner Software, Melinda, indem sie Frauen den Weg in die Männerdomäne ebnete.
Im Jahr 2000 gründeten sie ihre Stiftung, die seither rund 54 Milliarden Dollar (45 Milliarden Euro) ausgab – für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, medizinische Versorgung, sanitäre Einrichtungen und landwirtschaftliche Forschung in verschiedenen Teilen der Welt. Bill zog sich im Jahr 2000 aus dem Tagesgeschäft bei Microsoft zurück, um sich der Philanthropie widmen zu können. 2010 starteten die Gates zusammen mit dem Milliardär Warren Buffett die Kampagne „The Giving Pledge“, die Superreiche auffordert, große Teile ihres Vermögens zu spenden.
Die gemeinsame Arbeit verlief nicht immer harmonisch. In ihrem 2019 erschienenen Buch berichtet Melinda vom Streit über den jährlichen Stiftungsnewsletter, an dem die Ehe zu scheitern drohte. Ursprünglich verfasste Bill den Newsletter allein, aber Melinda wollte ihn gemeinsam schreiben. 2013 stammte dann ein Absatz von Melinda, ein Jahr darauf etwas mehr, und schließlich wurde der Newsletter 2015 zum ersten Mal eine wirkliche Koproduktion.
Ihr gemeinsames Projekt wollen der 65-Jährige und seine 56 Jahre alte Frau trotz der Scheidung fortsetzen. „Wir teilen weiterhin den Glauben an diese Mission und werden weiter in der Stiftung zusammenarbeiten“, schreiben sie in ihrer Erklärung. „Aber wir glauben nicht mehr, dass wir gemeinsam als Paar in der nächsten Phase unseres Leben wachsen können.“