Chinas Bevölkerungswachstum hat den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten erreicht. Wie aus den jüngsten am Dienstag veröffentlichten Zensusdaten aus Peking hervorgeht, wuchs die Bevölkerung des Landes um 5,4 Prozent in zehn Jahren – die niedrigste Rate seit den 1960er Jahren. Demnach leben in China heute 1,41 Milliarden Menschen.
Vor allem die sinkende Geburtenrate und die schnell alternde Bevölkerung seien für den Rückgang des Wachstums verantwortlich. Auch die Abschaffung der umstrittenen Ein-Kind-Politik im Jahr 2016 habe diesen Trend bisher nicht umkehren können. „Die Anpassung von Chinas Geburtenpolitik hat positive Ergebnisse gebracht“, sagte Ning Jizhe vom Nationalen Statistikbüro. Die Alterung der Bevölkerung übe aber einen „anhaltenden Druck auf die langfristige ausgewogene Entwicklung der Bevölkerung“ aus.
So habe die Zahl der Chinesen im Alter zwischen 15 und 59 Jahren fast um sieben Prozentpunkte abgenommen, während die Gruppe der über 60-Jährigen um fünf Prozentpunkte zulegt habe.
Die Geburtenrate sei zudem durch weitere Faktoren gesenkt worden, darunter etwa die sinkende Zahl von Eheschließungen, steigende Lebenshaltungskosten sowie Frauen, die bewusst auf Kinder verzichten oder sich erst später für Kinder entscheiden.
Die Corona-Pandemie habe die Zahl der Geburten ebenfalls gesenkt. „Die Covid-19-Epidemie hat die Unsicherheit im täglichen Leben sowie die Sorgen vor einer Geburt im Krankenhaus erhöht“, sagte Ning vor Journalisten. 2020 gab es demnach rund zwölf Millionen Geburten im Vergleich zu 14,65 Millionen im Vorjahr.
Auch in anderer Hinsicht hat sich die chinesische Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren verändert. Der Anteil der Stadtbevölkerung ist dem Bericht zufolge seit der letzten Erhebung um etwa 15 Prozent gestiegen. Mehr als 63 Prozent der Chinesen würden nun im urbanen Raum leben. China erhebt seine Bevölkerungsdaten alle zehn Jahre. An der Erhebung im vergangenen Jahr seien mehr als sieben Millionen Freiwillige beteiligt gewesen.
Experten zweifeln an den offiziellen Zahlen. So schätzt Yi Fuxian von der Universität Wisconsin-Madison in den USA, dass Chinas Bevölkerung bereits 2018 zu schrumpfen begonnen hat. Die Zensusdaten würden dazu dienen, ein „politisches Erdbeben“ zu verhindern. Sie würden aber auch dazu führen, dass in wichtigen Politikfeldern wie der Sozial- oder der Wirtschaftspolitik mit falschen Bevölkerungsdaten gearbeitet werde.