Vertreter jüdischer Gemeinden in Deutschland haben sich nach mehreren antisemitischen Vorfällen alarmiert gezeigt. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach, sagte der Zeitung „Die Welt“ (Freitagsausgabe), „als Tochter von Holocaust-Überlebenden verstehe ich überhaupt nicht, wie so etwas wieder passieren kann.“ Für die Mitglieder ihrer Gemeinde seien die Vorfälle von Mittwochabend in Gelsenkirchen „beängstigend und emotional schwer zu verkraften“.
In Gelsenkirchen hatte es Mittwochabend eine antiisraelische Versammlung gegeben, bei der antisemitische Parolen und unter anderem „Scheißjuden“ skandiert wurden.
Zudem waren am Dienstag vor Synagogen in Bonn und Münster israelische Flaggen angezündet worden. Die Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn, Margaret Traub, sagte der „Welt“, „es ist mir egal, woran die Leute glauben. Aber leider sind es immer wieder junge islamistische Männer, die uns Juden angreifen.“ Der Antisemitismus komme jedoch von allen Seiten, auch von Rechten, Linken und aus der Mitte der Gesellschaft. „Die Menschen kennen keine Juden und hassen sie trotzdem.“
Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, berichtete der Zeitung von einer wachsenden Verunsicherung unter den Mitgliedern. „Wer eine israelische Fahne vor einem jüdischen Gotteshaus verbrennt, stellt sich explizit gegen unsere Bemühungen eines friedlichen Miteinanders.“ Er wolle sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn für die aggressive Meute ein Jude erkennbar gewesen wäre.