EU will nach Flugausfällen Russlands Vorgehen bei Routenänderungen prüfen

Das Europäische Parlament in Brüssel von außen
Das Europäische Parlament in Brüssel von außen

Die Europäische Union will prüfen, ob Russland europäischen Fluggesellschaft absichtlich eine Landung verwehrt, die den belarussischen Luftraum nicht durchqueren wollen. Es sei unklar, ob Russland von Fall zu Fall entscheide oder ob es ein „generelles Vorgehen“ sei, um europäische Airlines zu zwingen, über Belarus zu fliegen, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag vor Journalisten in Lissabon.

Es gebe bereits „ein paar Fälle“, wo europäische Flugzeuge entweder nicht landen oder nicht abheben konnten, sagte er. Zunächst müsse die Situation bewertet und abgewartet werden. „Mit Russland gibt es immer das Risiko einer Eskalation.“

Die französische Fluggesellschaft Air France hatte am Mittwoch einen Flug von Paris nach Moskau absagen müssen, weil Russland eine Routenänderung zur Umfliegung des belarussischen Luftraums nicht genehmigt hatte. Aus demselben Grund wurde am Donnerstag auch ein Flug von Austrian Airlines von Wien nach Moskau gestrichen. Am Freitag war ein weiterer Flug von Air France nach Moskau betroffen.

Der Kreml erklärte am Freitag, der Grund für die Streichung der Moskau-Flüge sei rein „technischer“ Natur. Es gehe in erster Linie darum, „die Flugsicherung sicherzustellen“, sagte Sprecher Dmitri Peskow.

Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums hatte zuvor mitgeteilt, die Sperrung des belarussischen Luftraums für europäische Airlines sei „unverantwortlich“ und gefährde die Sicherheit der Passagiere. Durch Routenänderungen „hunderter Flüge“ entstünden „kolossale Probleme für die Bürger“.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten bei ihrem Gipfel am Montag die Sperrung des Luftraums für Flugzeuge aus Belarus sowie ein Landeverbot auf EU-Flughäfen vereinbart. Hintergrund war die erzwungene Zwischenlandung eines Passagierflugzeugs durch die belarussischen Behörden und die anschließende Festnahme des Regierungskritikers Roman Protassewitsch in Minsk, der an Bord der betroffenen Ryanair-Maschine war. Viele Fluggesellschaften durchqueren seither nicht mehr den belarussischen Luftraum.

Inmitten der weltweiten Empörung über die erzwungene Landung der Ryanair-Maschine trifft Russlands Staatschef Wladimir Putin am Freitag den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko in der russischen Schwarzmeer-Stadt Sotschi. Putin gilt als letzter starker Verbündeter des Machthabers in Minsk, der im vergangenen Jahr Anti-Regierungs-Proteste brutal niederschlagen ließ.

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