In der Debatte um Erleichterungen für Geimpfte und von Covid-19 Genesene dringt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auf eine Öffnung von Restaurants und Hotels. Nötig sei zudem ein klarer Fahrplan, wie es für die gebeutelte Branche weitergehen solle. Der Handelsverband Deutschland (HDE) sprach sich für digitale Kontrollmöglichkeiten aus – auch aus Sorge vor „zahlreichen Konflikten an den Ladentüren“.
„Wir erwarten, dass jetzt Hotels, Restaurants und natürlich die Außengastronomie“ geöffnet werden, sagte Dehoga-Chefin Ingrid Hartges den Sendern RTL und ntv mit Blick auf Erleichterungen für Geimpfte, Genesene und negativ auf das Coronavirus Getestete. Die Branche liege „am Boden“, und die Situation spitze sich weiter zu.
„Die Branche sieht, dass im Ausland geöffnet wird, teilweise werden Mitarbeiter abgeworben“, fügte Hartges hinzu. Damit werde das Problem für deutsche Betreiber noch größer. „Die Politik steht jetzt wirklich in der Verantwortung, wieder die Balance herzustellen, was gesundheitspolitisch geboten ist, aber auch für die Gesellschaft und Wirtschaft noch zumutbar ist“, forderte die Dehoga-Chefin gegenüber den beiden Sendern am Montag.
Die neue Dehoga-Spitze im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen forderte von Land und Bund einen klaren Fahrplan, wie es für ihre Branchen weitergehen soll. Es gehe um die Rahmenbedingungen für den verlässlichen Neustart der ganzen Branche – für die Außen- wie die Innengastronomie und für private Übernachtungen in Hotels und Pensionen, sagte Haakon Herbst, Vizepräsident von Dehoga NRW, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Dienstag.
Dazu gehöre eine ausreichende Vorlaufzeit, „aber auch die Unabhängigkeit von reinen Inzidenzwerten, damit wir langfristig geöffnet bleiben können“, sagte Herbst. Für den Branchenverband sei dabei selbstverständlich, dass mit der Öffnung Geimpfte, Genesene und Getestete gleich behandelt werden müssten und damit gleichermaßen Zutritt zu Restaurants, Kneipen, Hotels und Clubs bekämen.
Der Handelsverband HDE sprach sich für digitale Kontrollmöglichkeiten aus. Der Einzelhandel sei darauf angewiesen, „dass klar und deutlich geregelt wird, unter welchen Voraussetzungen er die Kundinnen und Kunden in seine Geschäfte lassen darf“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth dem „Handelsblatt“. Grauzonen und Unsicherheiten seien hier „unbedingt zu vermeiden, ansonsten werden die Händler unter zahlreichen Konflikten an den Ladentüren leiden“.
Genth forderte „einfache und möglichst digitale Nachweismöglichkeiten“ für Genesene, Geimpfte und Getestete. „Wir müssen so viel Zettelwirtschaft wie möglich vermeiden“, sagte er. „Dabei wäre es am besten, man könnte die entsprechenden Nachweise in bereits bestehende Apps integrieren.“ Der Handel freue sich auf seine Kunden; die Politik dürfe die Branche jetzt „nicht mit den schon lange bekannten und absehbaren Herausforderungen alleine lassen“.
Mehrere Bundesländer haben die Corona-Regeln für Geimpfte bereits vor einer bundesweiten Vorgabe gelockert. Die Bundesregierung will diese Woche eine bundesweit einheitliche Regelung auf den Weg bringen. Als vollständig geimpft gelten nach Angaben des Robert-Koch-Instituts derzeit weniger als acht Prozent der Bundesbürger. Bei drei von vier zugelassenen Impfstoffen sind dafür zwei Impfungen erforderlich. Als vollständig geimpft gelten Menschen zwei Wochen nach der letzten Impfung.