Krieg der Sterne zwischen den Tech-Giganten

Jeff Bezos und Elon Musk - Bild: Daniel Oberhaus/CC BY 2.0 / Steve Jurvetson/CC BY 2.0 / Collage: Nürnberger Blatt
Jeff Bezos und Elon Musk - Bild: Daniel Oberhaus/CC BY 2.0 / Steve Jurvetson/CC BY 2.0 / Collage: Nürnberger Blatt

Für zwei riesige Egos wie die von Tesla- und Paypal-Gründer Elon Musk und Amazon-Gründer Jeff Bezos scheint selbst der Weltraum nicht groß genug zu sein. Derzeit streiten ihre Raumfahrtunternehmen SpaceX und Blue Origin um den enorm wichtigen Auftrag für die neue Nasa-Mondfähre. Einen wichtigen technischen Etappensieg konnte Musk dabei nun verbuchen: Nach vier fehlgeschlagenen Versuchen gelang es SpaceX erstmals, einen Prototyp der für Mond- und Mars-Flüge vorgesehenen Starship-Rakete nach einem Testflug erfolgreich wieder landen zu lassen.

Im Rennen um die neue Mondfähre, die ab 2024 US-Astronauten wieder auf den Erdtrabanten bringen soll, liegt SpaceX derzeit deutlich vorn. Das von Musk 2002 gegründete Raumfahrtunternehmen bekam nach einer Ausschreibung auch schon offiziell den Nasa-Auftrag für das Projekt.

Doch Blue Origin will sich damit nicht abfinden, wie die von Bezos gegründete Firma vergangene Woche mitteilte. Sie legte Widerspruch beim US-Rechnungshof wegen einer „fehlerhaften“ Ausschreibung ein und warnte, die Entscheidung der US-Raumfahrtbehörde für SpaceX gefährde „Amerikas Rückkehr zum Mond“.

Musk reagierte mit einem Kommentar unterhalb der Gürtellinie: „Kriegt ihn nicht hoch (in den Orbit)“, spottete er in Online-Netzwerken über Blue Origin.

„Das ist mehr als eine Schlacht im Weltraum“, sagt Analyst Daniel Ives von der US-Investmentfirma Wedbush Securities mit Blick auf Musk und Bezos, die beide große Summen aus ihren riesigen Privatvermögen in ihre Raumfahrtunternehmen gesteckt haben. „Da kommen auch ein paar Egos ins Spiel.“

Was die finanziellen Mittel angeht, hat der 57-jährige Bezos die Nase vorn. Der Gründer des Versandimperiums Amazon ist laut „Forbes“ mit einem geschätzten Vermögen von über 200 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt. Der 49-jährige Musk belegt demnach – je nach Aktienkurs – den zweiten oder dritten Platz der reichsten Milliardäre.

In der Raumfahrtbranche liegt aber Musk klar in Führung. Die SpaceX-Tochter Starlink hat bereits hunderte Satelliten ins Weltall gebracht, um sich einen Anteil am weltweiten Markt für Internetverbindungen zu sichern. Der Amazon-Tochter Kuiper ist das bislang nicht gelungen, obwohl Bezos zehn Milliarden Dollar an Unterstützung zugesagt hat.

Zu allem Überfluss hat sich SpaceX auch noch mit Microsoft, dem größten Amazon-Konkurrenten auf dem Computer-Cloud-Markt, zusammengetan. Für seinen satellitengestützten Internetdienst darf SpaceX die Microsoft-Plattform Azure nutzen, wie die beiden Konzerne Ende vergangenen Jahres mitteilten. Microsoft will außerdem mit SpaceX beim Bau von Satelliten für ein Verteidigungssystem zum Aufspüren von ballistischen Raketen, Marschflugkörpern und Hyperschallraketen zusammenarbeiten.

Bezos wirft SpaceX und Microsoft einen gemeinsamen Feldzug gegen sein Firmenimperium vor. Dieser sei auch dafür verantwortlich, dass das Pentagon vergangenes Jahr einen Zehn-Milliarden-Dollar-Auftrag für sein Cloud-System „Jedi“ an Microsoft und nicht an Amazon vergeben habe.

Und auch SpaceX hat beim Staat den Fuß in der Tür. Die Nasa schätzt SpaceX als zuverlässigen Frachtlieferanten für die Internationale Raumstation ISS. Mittlerweile haben Falcon-9-Raketen von SpaceX schon mehrfach Astronauten zur ISS gebracht und die Nasa somit von der Abhängigkeit von russischen Sojus-Kapseln befreit. Blue Origin sei in diesen Bereichen hingegen kein „wichtiger Schritt“ gelungen, sagt Raumfahrtexperte Xavier Pasco von der Denkfabrik Foundation for Strategic Research.

Musk hat große Pläne in der Raumfahrt. Schon 2016 kündigte er eine bemannte Mars-Mission an. Bezos hat deutlich gemacht, dass er Träume von einer Besiedlung des Roten Planeten für Spinnereien hält.

„Wer will auf den Mars ziehen?“, fragte Bezos 2019 bei einer Konferenz. „Tun Sie mir einen Gefallen, gehen Sie und leben Sie erst einmal ein Jahr auf dem Mount Everest und schauen Sie, ob Sie das mögen – denn das ist ein Paradiesgarten verglichen mit dem Mars.“

Ob Mars-Besiedlung oder nicht – auch Bezos ist das geschäftliche Potenzial der kommerziellen Raumfahrt bewusst, meint Wedbush-Analyst Ives. Schließlich seien dort in naher Zukunft Billionensummen zu verdienen. Dafür müssten sich SpaceX und Blue Origin nun in Stellung bringen, sagt Ives. „Bezos und Musk wissen, dass der Gewinner in der Weltraumschlacht in den nächsten ein bis zwei Jahren gekrönt wird.“

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44940 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt