Landtag von Baden-Württemberg konstituiert sich einen Tag vor der möglichen Wiederwahl Kretschmanns

Haus des Landtags in Baden-Württemberg - Bild: Landtag Baden-Württemberg
Haus des Landtags in Baden-Württemberg - Bild: Landtag Baden-Württemberg

Einen Tag vor der möglichen Wiederwahl von Winfried Kretschmann (Grüne) als Ministerpräsident hat sich am Dienstag der neue baden-württembergische Landtag in seiner ersten Sitzung konstituiert. „Wenn das gewählte Parlament das erste Mal zusammentritt, ist es eine Stunde der Erneuerung“, sagte Kretschmann in seiner Funktion als Alterspräsident des Landtags in seiner Eröffnungsrede. Es sei der Moment, in dem sich „Alt und Neu verbinden“.

In seiner Eröffnungsrede forderte Kretschmann einen respektvollen Umgang miteinander. „Der demokratische Geist ist darauf angewiesen, dass wir ihn verkörpern“, sagte der 72-Jährige. Er freue sich auf engagierte parlamentarische Debatten. Es sei aber wichtig, einen „gemeinsamen Boden der Wirklichkeit“ beizubehalten. „Wer Fakten leugnet, zerstört die demokratische Debatte und am Ende die Demokratie selbst“, warnte Kretschmann.

Dass ein amtierender Ministerpräsident in der Rolle des Alterspräsidenten den Landtag eröffnet, gab es in Baden-Württemberg bisher noch nie. In der vergangenen Legislaturperiode änderte der Landtag das Auswahlkriterium für den Alterspräsidenten. Nicht mehr die Zahl der Lebensjahre, sondern die der Jahre als Abgeordneter ist ausschlaggebend.

Die AfD, die in der abgelaufenen Legislatur den Alterspräsidenten stellte, hatte dagegen geklagt und war vor dem Landesverfassungsgericht aus formalen Gründen gescheitert. Das Gericht entschied aber nicht in der Sache. Da Kretschmann nicht nur der Abgeordnete mit den meisten Dienstjahren, sondern auch der älteste Parlamentarier ist, war die strittige Frage diesmal unerheblich.

Als Landtagspräsidentin wurde am Dienstag die Grünen-Politikerin Muhterem Aras in ihrem Amt bestätigt. Zu stellvertretenden Präsidenten wurden der CDU-Abgeordnete Wolfgang Reinhart und der SPD-Abgeordnete Daniel Born gewählt. Am Mittwoch soll Kretschmann als Ministerpräsident vom Landtag wiedergewählt werden, auch sein neues Kabinett soll vereidigt werden.

Die baden-württembergischen Grünen und ihr Koalitionspartner CDU unterzeichneten am Dienstagnachmittag außerdem den Koalitionsvertrag. Beide Parteitage hatten der Vereinbarung am vergangenen Samstag mit großer Mehrheit zugestimmt.

Die Landtagswahl am 14. März hatten Kretschmanns Grüne mit 32,6 Prozent gewonnen, die CDU wurde mit 24,1 Prozent zweitstärkste Kraft. Beide Parteien einigten sich auf eine Fortsetzung ihrer Koalition. Die Grünen entschieden sich dabei nach internem Ringen gegen eine rechnerisch ebenfalls mögliche Ampelkoalition.

Im neuen Kabinett stellen die Grünen neben Kretschmann als Ministerpräsident sechs Minister. Das Amt des Finanzministers übernimmt der bisherige Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz. Thekla Walker wird Umweltministerin, Theresa Schopper übernimmt das Kultusministerium. Theresia Bauer bleibt Wissenschaftsministerin, das Ressort Verkehr bleibt in der Hand von Winfried Hermann, Sozialminister bleibt Manfred Lucha.

Die CDU stellt künftig fünf Minister. Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl bleibt stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister. Nicole Hoffmeister-Kraut und Peter Hauk behalten ihre Ämter als Wirtschaftsministerin und Landwirtschaftsminister. Das Justizministerium übernimmt Marion Gentges, das Wohnungsbauministerium Nicole Razavi.

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