Die Weltwirtschaft kommt nach der Corona-Krise zunehmend wieder in Fahrt – allerdings verläuft die Erholung ungleichmäßig. Solange weite Teile der Weltbevölkerung nicht geimpft seien und neue Infektionsausbrüche drohten, werde die Konjunkturerholung uneinheitlich verlaufen und anfällig für Rückschläge bleiben, erklärte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag in Paris. OECD-Generalsekretär Angel Gurría mahnte deshalb, für eine gerechte Verteilung der Impfstoffe zu sorgen.
„Dank wirksamer Impfprogramme in vielen Ländern sind die Wirtschaftsaussichten heute günstiger, als sie es jemals seit Beginn dieser verheerenden Pandemie waren“, erklärte Gurría. „Für Millionen Menschen in aller Welt liegt die Aussicht auf eine Impfung jedoch immer noch in weiter Ferne“, fügte er hinzu. „Wir müssen die Herstellung der Impfstoffe dringend ausbauen und für ihre gerechte Verteilung sorgen.“
Auch OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone hob hervor, dass es derzeit ein kritisches Stadium gebe. „Die Impfstoffe müssen weltweit schneller produziert, verteilt und durch wirksame gesundheitspolitische Strategien ergänzt werden“, forderte sie. Dafür brauche es eine „engere internationale Zusammenarbeit“.
Zugleich gäben die jüngsten Prognosen „Hoffnung, dass die Menschen, denen die Pandemie schwer zugesetzt hat, bald an ihren Arbeitsplatz zurückkehren und wieder ein normales Leben führen können“, erklärte Boone.
Ihre Wachstumsprognosen für die großen Volkswirtschaften der Welt korrigierte die OECD gegenüber ihrer Prognose vom Dezember 2020 deutlich nach oben. Sie rechnet nun für 2021 mit einem globalen Wachstum von 5,8 Prozent; in ihrer Dezemberprognose war sie von 4,2 Prozent ausgegangen, im März zuletzt von 5,6 Prozent.
Hintergrund für den optimistischeren Ausblick ist demnach auch der durch massive staatliche Konjunkturimpulse unterstützte Aufschwung in den USA. Für 2022 geht die OECD nun von einem Wachstum von 4,4 Prozent aus – in der Dezemberprognose waren es 3,7 Prozent gewesen. Für Deutschland erwartet die OECD ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3,3 Prozent in diesem Jahr und von 4,4 Prozent 2022.
Die globale Wirtschaftstätigkeit hat nach Angaben der OECD inzwischen Vorkrisenniveau erreicht. Das reale globale Einkommen werde Ende 2022 aber immer noch etwa drei Billionen Dollar (knapp 2,5 Billionen Euro) unter dem Wert liegen, den es ohne die Krise erreicht hätte.
Die OECD umfasst 37 Mitgliedsländer. Darunter sind unter anderem die meisten EU-Staaten sowie die USA, die Türkei und Japan. Generalsekretär Gurría soll am Dienstag vom früheren australischen Finanzminister Mathias Cormann an der Spitze der Organisation abgelöst werden.