Ökumenischer Kirchentag endet mit starkem ökumenischen Impuls durch Mahlfeiern

Ökumenischer Kirchentag - Bild: Kirchentag/Christina Weiler
Ökumenischer Kirchentag - Bild: Kirchentag/Christina Weiler

Mit einem deutlichen ökumenischen Impuls ist der dritte Ökumenische Kirchentag (ÖKT) zu Ende gegangen. Bei einem Gottesdienst am Samstagabend empfing die evangelische ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg im Frankfurter Dom die katholische Eucharistie, während der katholische ÖKT-Präsident Thomas Sternberg in einem anderen Gottesdienst in der evangelischen Gemeinde Frankfurt-Riedberg das Abendmahl empfing. Der Vatikan hatte gegenseitige Einladungen im Vorfeld abgelehnt. Der erzkonservative katholische Kardinal Gerhard Müller kritisierte das Vorgehen scharf.

Dass evangelische Christen die katholische Eucharistie empfangen, wird in vielen katholischen Gemeinden de facto praktiziert, Priester kontrollieren nicht vor der Eucharistie die Konfession von Gottesdienstteilnehmern. Auf Ebene der Kirchenleitungen ist dies aber ein Politikum. 2003 lud der katholische Priester Gotthold Hasenhüttl am Rande des ersten ÖKT in Berlin evangelische Christen zur Kommunion ein. Hasenhüttl wurde danach als Priester suspendiert, weil er gegen katholisches Kirchenrecht verstoßen hatte.

Die evangelische ÖKT-Präsidentin Limperg nannte ihre Teilnahme an der Eucharistie im katholischen Gottesdienst eine Selbstverständlichkeit, „das Mahl gehört einfach dazu“. Mit im Gottesdienst war auch der Limburger Bischof und Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Der katholische ÖKT-Präsident Sternberg, der auch Vorsitzender des Zentralkomitees der Katholiken ist, nannte es seine „persönliche Gewissensentscheidung“, zum Abendmahl gegangen zu sein.

Kardinal Müller, der von 2012 bis 2017 Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan war und damit oberster katholischer Glaubenshüter, sprach den Verantwortlichen indirekt ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ab. Die katholische Würzburger „Tagespost“ zitierte eine Erklärung Müllers, in der er zum ÖKT schrieb: „Wer sich im Widerspruch zur katholischen Lehre und ihrer verbindlichen Auslegung durch das römische Lehramt (der Papst direkt oder mittelbar die Glaubenskongregation) verhält, ist nicht mehr katholisch.“

Niemand könne „eigenmächtig und nach eigenem Gusto“ die Gegensätze zwischen evangelisch-protestantischem und katholischen Glaubensbekenntnis für nebensächlich erklären oder ignorieren, schrieb Müller dem Bericht zufolge außerdem. Es gehe hier nicht um Ökumene, sondern „um eine Provokation des Lehramtes der katholischen Kirche aufgrund einer Relativierung des katholischen Glaubens und des Wahrheitsanspruches der Offenbarung überhaupt.“

Der ÖKT fand auf Grund der Corona-Pandemie größtenteils digital statt. Die Organisatoren zeigten sich sehr zufrieden mit der Resonanz, an den online übertragenen Veranstaltungen und Gottesdiensten nahmen zehntausende Menschen teil. Im Abschlussgottesdienst am Sonntag wurden die Gläubigen zu den dann wieder konfessionell getrennt stattfindenden nächsten Treffen eingeladen. Im kommenden Jahr ist ein Katholikentag in Stuttgart geplant, im Jahr 2023 dann ein evangelischer Kirchentag in Nürnberg.

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