Pandemie verschärft soziale Schieflage bei Kindern und Jugendlichen sowie Familien

Kinderarmut - Bild: nslebedinskaya via Twenty20
Kinderarmut - Bild: nslebedinskaya via Twenty20

Die Corona-Pandemie hat die soziale Schieflage bei Kindern, Jugendlichen und Familien „drastisch verschlimmert“. Dies ist das Ergebnis des sogenannten Deutschen Kinder- und Jugend(hilfe)-Monitors 2021, den die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe am Dienstag in Berlin vorstellte. „Die Corona-Pandemie hat Kinder und Jugendliche aus Elternhäusern mit niedrigen Einkommen deutlich stärker getroffen“, erklärte die Vorsitzende Karin Böllert. Deutschland habe „ein massives Problem, Kindern und Jugendlichen gleiche Startchancen zu bieten“.

Der Bericht zeige, dass jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut aufwachse. „Das Fatale ist, dass die soziale Karriereleiter unten keine Sprossen hat“, erklärte Böllert. „Wer einmal in Armut – von Hartz IV – lebt, der wird das mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent auch in den nächsten fünf Jahren noch tun.“

Einen besonderen Fokus legte der Bericht auf die Lage von mehr als 320.000 Menschen in Deutschland, die unter 25 Jahre alt sind und eine Schwerstbehinderung haben. Diese jungen Menschen seien während der Pandemie von der Außenwelt „quasi abgeschnitten“ gewesen, hieß es.

Oft seien aufgrund mangelhafter IT-Infrastruktur nicht einmal digitale Kontakte möglich gewesen. Der Bericht kritisierte darüber hinaus eine „falsche Impfpriorität“. Es werde Zeit, „dass wir Eltern von behinderten Kindern ein schnelles Impfangebot machen“, erklärte Böllert.

Die Pandemie habe aber auch die Mitte der Gesellschaft getroffen. 45 Prozent der jungen Menschen hätten Angst vor der Zukunft, ein Drittel aller Familie beklage mittlerweile Geldsorgen. Die anhaltende Isolation belaste junge Menschen außerdem zusätzlich, hieß es in dem Bericht.

Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe forderte deshalb einen „Post-Corona-Sonderurlaub“. Konkret gehe es um zusätzliche Urlaubstage für alle Familien und Urlaubsgutscheine für Familien mit niedrigen Einkommen. Es sei an der Zeit, „Familien für das Durchstehen der Corona-Pandemie jetzt auch ’seelisch zu impfen'“.

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