Papst Franziskus hat bei einer Begegnung mit einer Auschwitz-Überlebenden die KZ-Nummer geküsst, die ihr von den Nazis auf den Unterarm tätowiert worden war. Der Papst legte der 81-jährigen Lidia Maksymowicz am Mittwoch am Rande seiner Generalaudienz im Vatikan seine Hand auf den Kopf und sprach einige Minuten mit ihr.
Maksymowicz war 1943 mit knapp drei Jahren in das NS-Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht worden. Erst mit 18 Jahren fand sie ihre Mutter wieder. Die Identifizierung gelang, weil sie beide aufeinander folgende Nummern auf den Armen trugen.
Maksymowicz rollte ihren Ärmel hoch, als sie dem katholischen Kirchenoberhaupt begegnete. Nachdem der Papst ihren Arm geküsst hatte, schloss sie ihn in die Arme.
Franziskus hatte Auschwitz 2016 besucht. Damals durchschritt er das Tor mit der zynischen Nazi-Parole „Arbeit macht frei“.
Maksymowicz, deren Familie in Belarus unter dem Vorwurf der Unterstützung von Unabhängigkeitskämpfern festgenommen worden war, hatte zuletzt im Januar am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust über ihre Erfahrungen im Todeslager gesprochen. In Auschwitz war sie den Experimenten des berüchtigten Nazi-Arztes Josef Mengele ausgeliefert. „Alle Kinder kannten Mengele und hatten furchtbare Angst vor ihm“, sagte Maksymowicz. „Ich habe den Auftrag, diese Geschichte zu erzählen. Sie zähle zu den wenigen Überlebenden.“