Spahn ruft trotz rückläufiger Inzidenzen weiter zur Vorsicht auf

Jens Spahn - Bild: BMG
Jens Spahn - Bild: BMG

Sinkende Infektionsraten und steigende Impfquoten verbessern die Corona-Lage in Deutschland: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist nach Angaben vom Freitag erstmals seit März bundesweit unter die 100er-Marke gefallen, bei den Impfungen gab es mit 1,35 Millionen am Mittwoch einen neuen Tagesrekord. Dies sei ein „großer Schritt nach vorn“, schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Internetdienst Twitter. Angesichts der Inzidenz von 96,5 mahnte er aber weiter zur Vorsicht.

Am Donnerstag hatte der Inzidenzwert noch bei 103,6 gelegen, vor einer Woche bei 125,7. Am Donnerstag  190 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuartigen Erreger gemeldet. Wenn sich die positive Entwicklung fortsetze, „kann das ein guter Sommer werden“, sagte der Minister bei einem Besuch der Bundeswehr-Apotheke im niedersächsischen Quakenbrück. „Wichtig ist, dass wir sie halten.“ Einige Landkreise im Norden lägen bereits bei einer Inzidenz von unter 35, andere lägen noch über 200.

Öffnungen etwa in der Gastronomie solle es in den Außenbereichen, Die Innengastronomie solle erst bei einer Inzidenz von unter 50 wieder starten. Spahn sprach dabei auch von kleinen Konzerten und Fußballspielen. Diese könnten testgestützt und mit kleiner Teilnehmerzahl stattfinden.

In einem Schreiben an die Gesundheitsminister der Länder, das der „Süddeutschen Zeitung“ vorlag, schrieb Spahn: „Draußen ist es mindestens zehnmal so sicher wie drinnen.“ Private Treffen sollten in den kommenden Wochen nur mit einem weiteren Haushalt und unter Berücksichtigung einer der möglichen Schutzmaßnahmen stattfinden. Masken, Schnelltests, vollständiger Impfschutz oder eben „eine Verlagerung des Treffens nach draußen“.

Spahns Schreiben ist offenkundig eine Reaktion auf die umfassenden Lockerungsbestrebungen in zahlreichen Bundesländern. Es dürfe keinesfalls einen „politischen Wettlauf der Lockerungen“ geben, heißt es in dem Papier. In den Ländern gibt es weitere Erleichterungen. Der Berliner Senat beschloss, ab dem 21. Mai wieder die Außengastronomie zu öffnen.

Am Mittwoch und Donnerstag wurden Spahn zufolge fast zwei Prozent der Bevölkerung geimpft. Nunmehr sind 29,8 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft, was einem Anteil von 35,9 Prozent entspricht. 10,6 Prozent (8,8 Millionen Menschen) haben den vollen Schutz, der bei den meisten Präparaten nach der zweiten Impfung besteht. Am Donnerstag, der vielerorts Feiertag war, gab es 408.000 Impfungen.

Angesichts der bevorstehenden Aufhebung der Priorisierung mahnte Spahn zur Geduld. Die Maßnahme bedeute nicht, dass sofort alle geimpft werden könnten, sagte Spahn in Quakenbrück. „Wir werden schon noch einige Wochen brauchen.“ Spahn hatte die Aufhebung der Priorisierung für Juni angekündigt. Einige Bundesländer beginnen bereits jetzt damit, Menschen unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe zu impfen.

Spahns Ministerium will die Priorisierung aufrechterhalten, bis allen Menschen aus den Priorisierungsgruppen ein Impfangebot unterbreitet worden ist. Die Länder hätten aber einen „gewissen Gestaltungsspielraum“, um keine übriggebliebenen Dosen wegwerfen zu müssen, sagte ein Sprecher.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) äußerte sich kritisch zum Vorgehen der Länder. Die Politik dürfe „keine falschen Erwartungen“ wecken, erklärte KBV-Chef Andreas Gassen. Ankündigungen, ab Montag würden Priorisierungen wegfallen, führten dazu, dass viele Menschen eine sofortige Impfung erwarteten. „Dem ist natürlich mitnichten so.“

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