Mitarbeiter von Ordnungsämtern und Polizei beklagen bei den Kontrollen von Corona-Maßnahmen ein zunehmend aggressives Verhalten der Bürger – diese Aggressionen entluden sich auch am Wochenende wieder in Gewalt gegen Beamte. In einer Umfrage der „Welt am Sonntag“ unter den 15 größten Städten Deutschlands berichteten Kommunalvertreter von steigendem Unverständnis, verbalen Konflikten und zum Teil tätlichen Angriffen, wenn Mitarbeiter die Einhaltung etwa von Maskenpflicht und Abstandsgebot kontrollierten.
Am Wochenende kam es in einigen Städten wieder zu derartigen Zwischenfällen. Mehrere Polizeibeamte wurden bei Einsätzen verletzt. In Stuttgart versammelten sich am Samstagabend trotz des in der Corona-Schutzverordnung festgelegten Alkoholverbots an zahlreichen öffentlichen Plätzen mehrere Menschengruppen in der Innenstadt, wie das Polizeipräsidium Stuttgart am Sonntag mitteilte. Gegen Mitternacht sei die Stimmung dann zunehmend aggressiv geworden.
Flaschen wurden in Richtung der Einsatzkräfte geworfen, woraufhin der Einsatzleiter die Räumung der Freitreppe am Schlossplatz anordnete. Dabei kam es zu weiteren Flaschenwürfen, Auseinandersetzungen und massiven Beleidigungen. Die Polizei setzte Pfefferspray ein. Fünf Beamte erlitten Verletzungen, eine Polizistin musste den Dienst vorzeitig beenden. Sechs Tatverdächtige wurden vorläufig festgenommen, sie kamen später wieder auf freien Fuß.
In Hamburg feierten in der Nacht zum Sonntag laut Polizei rund 4500 Menschen im Schanzenviertel und hielten sich kaum an die Corona-Regeln und das bestehende Alkoholkonsumverbot. Aus der Menge seien Flaschen auf Polizisten geworfen worden, zwei Beamten wurden leicht verletzt. Neun Lokale wurden den Angaben zufolge geschlossen. Erst gegen vier Uhr morgens beruhigte sich die Lage.
Auch in Bremen war die Polizei in der Nacht auf Sonntag im Dauereinsatz. Zwischen 22 Uhr und sechs Uhr morgens rückten die Streifenwagen knapp 150 Mal aus. Vor allem junge Leute feierten und tranken und ignorierten zum Teil die Corona-Regeln. Rund 250 Menschen versuchten nachts, ein Fußballspiel zu starten, was die Polizei unterband.
Bereits in der Nacht zu Samstag hatten sich in Leipzig Gäste einer Bar mit gewaltsamen Attacken auf Polizeibeamte gegen eine Corona-Kontrolle gewehrt. Drei Beamte wurden bei dem Einsatz verletzt, zwei von ihnen mussten nach Polizeiangaben im Krankenhaus behandelt werden. Die Angreifer hätten erst von einem bereits am Boden liegende Beamten abgelassen, als ein weiterer Polizist einen Warnschuss abgegeben habe.
Ein Sprecher der Stadt Köln sagte der „WamS“, die Menschen würden bei Kontrollen „immer ungeduldiger und gereizter“ reagieren. „Die Ordnungsdienstkräfte wurden teilweise gezielt angespuckt, gebissen oder anderweitig körperlich angegangen.“
Einem Sprecher der Stadt Frankfurt am Main zufolge sind insbesondere Maskenkontrollen „in circa 98 Prozent der Fälle immer von Diskussionen begleitet“. „In den allerwenigsten Fällen ist hier Einsicht vorhanden.“ Auch die Städte Düsseldorf, Leipzig, Dortmund, Essen, Nürnberg und Duisburg berichten von zunehmenden Aggressionen. Vor allem wenn Bußgelder angedroht würden, entstünden Konflikte.
„Gegner der Corona-Maßnahmen und auch uneinsichtige Personen werden heute deutlich schneller aggressiv als noch vor ein paar Monaten“, sagte Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der „Welt am Sonntag“. „Das endet schnell mit Beleidigungen, Anhusten oder auch Attacken auf die Beamtinnen und Beamten.“