Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern hat der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, seine Zurückhaltung bei einer generellen Empfehlung für Corona-Schutzimpfungen bei Kindern bekräftigt. „Gerade wenn es jetzt um die generelle Impfung von Kindern geht, dann müssen wir doch wirklich sehr sicher sein, dass das, was wir tun, auch wirklich zum besten Wohl der Kinder geschieht“, sagte Mertens am Donnerstag dem Sender „Phoenix“.“
Insofern stehe er dazu, „die Dinge erst sehr gründlich zu prüfen und dann anschließend eine Empfehlung abzugeben“. Mit Blick auf die Sorge vor Long-Covid-Erkrankungen sagte er, die bisherige Analyse habe ergeben, „dass es Long-Covid bei den Kindern eigentlich nicht gibt“. Insgesamt gebe es nur „sehr wenig schwere Verläufe“. Kinder, die an Covid erkrankt oder verstorben seien, „waren praktisch alles Kinder, die schwerste Vorerkrankungen hatten“.
Mertens sprach sich vor diesem Hintergrund für eine Corona-Schutzimpfung vorerkrankter Kinder und Jugendlicher aus: „In dem Augenblick, wo man Kinder hat, die eine gefährdende Vorerkrankung haben, ändert sich ja auch die ganze Perspektive.“ Dann sei „natürlich die Impfung auf jeden Fall ein Segen“.
Zurückhaltend äußerte sich Spahn zu den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Jugendliche auch ohne generelle Empfehlung der Stiko in die Impfkampagne einzubeziehen. „Das ist ohne weiteres möglich“, sagte der Stiko-Vorsitzende. Die Politik könne entscheiden, dass sie entgegen der Empfehlung der Stiko handelt. Die Kommission mache Empfehlungen „auf Basis der besten verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz“.
Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) will am Freitag mitteilen, ob sie den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren zulässt. Er ist bereits ab 16 Jahren zugelassen. Die Stiko berät derzeit über eine eigene Empfehlung.
Die Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche werden auch zentrales Thema bei einem Gipfelgespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Länderregierungschefs sein, das am Donnerstagnachmittag beginnen soll.