Den zweiten Monat in Folge lässt die türkische Zentralbank den Leitzins unverändert bei 19 Prozent. Der Leitzins bleibe auf einem höheren Niveau als die Inflationsrate, um einen „machtvollen deflationären Effekt“ auszuüben, bis es Hinweise auf eine „nachhaltig“ sinkende Teuerung gebe, teilte die Zentralbank nach ihrer Sitzung am Donnerstag mit. Die türkische Lira legte kurz darauf leicht zu.
Nach herrschender Ökonomenlehre sind die Leitzinsen eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen einen hohen Preisauftrieb. In der Türkei lag die Inflationsrate im April im Jahresvergleich bei 17,14 Prozent.
Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht in hohen Zinsen eine Bremse für das Wirtschaftswachstum und ist der Meinung, hohe Leitzinsen würden die Inflation eher anheizen. Er nannte hohe Zinsen einmal „Mutter und Vater allen Übels“. Im April äußerte er den Wunsch, den Leitzins auf einen einstelligen Wert zu senken.
Er hatte im März nach einer Anhebung der Leitzinsen den damaligen Zentralbankchef entlassen. Daraufhin fiel der Kurs der türkischen Lira zum Dollar um mehr als acht Prozent. Neuer Zentralbankpräsident ist der Erdogan-Getreue Sahap Kavcioglu. Analyst Jason Tuvey von Capital Economics erklärte am Donnerstag, er erwarte ein schrittweises Absenken auf 14 Prozent im Laufe des Jahres.