Bei einem Besuch in Griechenland hat der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu seine Gastgeber mit Äußerungen über die muslimische Minderheit in dem Land verärgert. Cavusoglu betonte am Sonntag in einem Tweet die Unterstützung Ankaras für die „türkische“ Minderheit in West-Thrakien in ihrem „Kampf für ihre Rechte“ – und rief damit eine erboste Reaktion des griechischen Außenministeriums hervor.
Die muslimische Minderheit in der Region West-Thrakien umfasse rund 120.000 „griechische Bürger“, erklärte das Ministerium in Athen. „Die ständigen Versuche der Türkei, diese Realität zu verzerren sowie die Unterstellungen, die Rechte dieser Bürger würden nicht geschützt sind ebenso wie der Vorwurf der Diskriminierung unbegründet und werden von uns vollständig zurückgewiesen.“ Griechenland strebe einen Verbesserung der Beziehungen zur Türkei an, dafür sei aber „die Achtung internationalen Rechts eine Vorbedingung“.
Den Muslimen in West-Thrakien war im Friedensvertrag von Lausanne nach dem griechisch-türkischen Krieg 1923 der Status einer Minderheit zugesichert worden. Die türkische Regierung wirft Athen immer wieder vor, die Rechte der Minderheit nicht ausreichend zu schützen.
Auch bei einer Pressekonferenz Mitte April mit seinem griechischen Kollegen Nikos Dendias hatte Cavusoglu das Thema zur Sprache gebracht. „Sie erlauben der türkischen Minderheit (in Griechenland) nicht, sich türkisch zu nennen. Sie nennen sie Muslime“, sagte er. „Wenn sie sich selbst türkisch nennen, sind sie türkisch – das müssen Sie anerkennen“.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland sind derzeit unter anderem wegen eines Streits um Gas-Bohrungen im östlichen Mittelmeer angespannt. Cavusoglu will am Montag in Athen den griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und Außenminister Dendias treffen.