Speziell an Kinder vermarktete Lebensmittel finden sich in jedem Supermarkt: Die Werbung mit bunten Tierchen und Comicfiguren empfindet eine Mehrheit der Eltern und Großeltern jedoch laut zwei Verbraucherbefragungen als manipulativ, wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) am Montag mitteilte. Sie wünschten sich demnach strengere Regeln, wie beispielsweise Höchstgrenzen für Zucker, Fett oder Salz. Die Verbraucherzentrale forderte außerdem weniger Werbung für „Zucker- und Fettbomben“.
Laut Umfrage wünschten sich 93 Prozent der Eltern und Großeltern, dass Lebensmittel, die speziell Kinder ansprechen, bestimmte Anteile an Fett, Zucker und Salz nicht überschreiten dürfen. Gesetzliche Vorgaben für Zucker, Fett und Salz in allen Fertiglebensmitteln, unabhängig davon ob sie an Kinder vermarktet werden, fanden 83 Prozent der Befragten „sehr“ oder „eher“ wichtig. An eine Selbstverpflichtung der Lebensmittelkonzerne zu gesünderen Produkten glaubten allerdings lediglich zwölf Prozent der Befragten.
Die speziell auf Kinder zugeschnittene Werbung nahmen die Eltern und Großeltern als Problem wahr: 53 Prozent der Befragten würde es beim Einkauf helfen, wenn es keine Kassenbereiche mit Süßigkeiten geben würde. Den Einfluss von Werbung auf ihre Kinder und Enkelkinder schätzten 56 Prozent der Befragten als „sehr stark“ oder „stark“ ein. Insbesondere Fernsehwerbung (76 Prozent), Kassenbereiche mit Süßigkeiten (47 Prozent) und Werbung auf sozialen Medien (36 Prozent) wurden als problematisch angesehen.
Befragt wurden Mitte November 2020 im Auftrag des VZBV insgesamt 505 Menschen, darunter Elternteile, Großeltern sowie andere Verwandte und Bekannte von Kindern, welche diese regelmäßig betreuen.
„Wenn die Bundesregierung Kinder schützen und Familien dabei unterstützen will, dass sich Kinder gesund ernähren, muss sie endlich für ein besseres Angebot im Markt und weniger Werbung für Zucker- und Fettbomben sorgen“, erklärte VZBV-Chef Klaus Müller. Es sei nicht akzeptabel, „dass die Industrie fortwährend freiwillige Selbstverpflichtungen als das Mittel der Wahl bewirbt und die Bundesregierung sie gewähren lässt“.
Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) bezeichnete die Studie der Verbraucherzentrale als „höchst fragwürdig“ und „methodisch nicht tragfähig“. Die Ergebnisse der Studie seien vom Verbraucherzentrale Bundesverband teilweise nicht zutreffend wiedergegeben worden. Dieses Vorgehen sei „unseriös“, kritisierte der ZAW.