Die angesehene US-Tageszeitung „Washington Post“ bekommt erstmals in ihrer 144-jährigen Geschichte eine Chefredakteurin. Die Journalistin Sally Buzbee übernimmt die Nachfolge des im Februar ausgeschiedenen Chefredakteurs Martin „Marty“ Baron, wie die Zeitung am Dienstag mitteilte. Die 55-jährige Buzbee kommt von der US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und soll ihren neuen Posten im Juni antreten.
„Die ‚Post‘ hat ein so reiches journalistisches Erbe und so großartige Mitarbeiter“, sagte Buzbee der Zeitung, die sich im Besitz von Amazon-Gründer Jeff Bezos befindet und in den USA häufig kurz „The Post“ genannt wird. „Es ist aufregend, in einer Zeit des Wachstums und der Innovation zu dieser Organisation zu stoßen.“
Die 1877 gegründete „Washington Post“ ist eine der renommiertesten Tageszeitungen in den USA und weltweit. Sie sorgte unter anderem in den 1970er Jahren mit der Aufdeckung des Watergate-Skandals um den damaligen Präsidenten Richard Nixon für Furore. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Zeitung gelangen auch in der Amtszeit von Präsident Donald Trump mit investigativen Recherchen viele Enthüllungen.
Die „Washington Post“ gehört seit 2013 Amazon-Chef Bezos. Seit dem Kauf durch den Multimilliardär wurden hunderte neue Journalisten eingestellt, auch wurde die Digitalisierung vorangetrieben. Inzwischen arbeiten rund tausend Journalisten für die „Washington Post“.
Der bisherige Chefredakteur Baron hatte im Februar nach acht Jahren die Leitung der Zeitung abgegeben. Der Journalist war vor seiner Zeit bei der „Washington Post“ Chefredakteur beim „Boston Globe“. Die Aufdeckung eines Missbrauchsskandals bei der katholischen Kirche durch den „Boston Globe“ unter Barons Führung wurde in dem Oscar-prämierten Hollywood-Film „Spotlight“ von 2015 verewigt.