Wegen Interviews mit Prinzessin Diana umstrittener Journalist verlässt die BBC

Archivbild: Lady Diana
Archivbild: Lady Diana

Der britische Journalist Martin Bashir, der vor mehr als 25 Jahren ein ebenso legendäres wie umstrittenes Interview mit Prinzessin Diana geführt hatte, verlässt die Rundfunkanstalt BBC. Bashir sei aus gesundheitlichen Gründen von seiner Position als Redakteur für Religionsthemen abgetreten und werde die Sendergruppe verlassen, teilte der Vizechef der BBC-Nachrichtenabteilung, Jonathan Munro, am Freitag mit.

Bashir habe die BBC bereits im April über diese Entscheidung informiert, bevor er sich zu einer weiteren Herzoperation ins Krankenhaus begeben habe, erläuterte Munro.

Die Methoden, mit denen der damals relativ unbekannte Bashir Mitte der 1990er Jahre das legendäre Interview mit der Ehefrau von Prinz Charles bekommen hatte, waren in den vergangenen Monaten im Auftrag der BBC von einem früheren Richter am Obersten Gerichtshof untersucht worden. Dabei ging es um die Frage, ob der Journalist die Prinzessin mit unlauteren Methoden zu dem Gespräch bewegt hatte.

Ein Sprecher des mit der Untersuchung beauftragten Ex-Verfassungsrichters John Dyson sagte am Freitag, dieser habe seine Prüfung inzwischen abgeschlossen. Seinen Bericht habe Dyson an die BBC weitergeleitet, damit diese ihn „zu gegebener Zeit“ veröffentlichen könne.

In dem denkwürdigen Fernsehinterview im November 1995 hatte Diana Charles‘ heutige Frau Camilla indirekt für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich gemacht: „Wir waren zu dritt in dieser Ehe“, erklärte die Prinzessin einem geschockten Fernsehpublikum. Zudem gestand sie, selbst ebenfalls untreu gewesen zu sein. Die Ausstrahlung wurde damals von einer Rekordzahl von 22,8 Millionen Zuschauern verfolgt.

1996 ließen sich Lady Di und Prince Charles scheiden, im Jahr darauf starb Diana bei einem Autounfall in Paris. Ihr Ex-Mann heiratete seine Jugendliebe Camilla im Jahr 2005.

Im vergangenen Jahr forderte Dianas Bruder Charles Spencer, die Umstände des Zustandekommens des Interviews zu untersuchen. Er gab an, Bashir habe ihm damals gefälschte Dokumente vorgelegt, damit er seine Schwester zu dem Gespräch überrede. Dabei soll es sich um gefälschte Bankauszüge gehandelt haben, wonach Mitarbeiter am Hof dafür bezahlt wurden, Diana auszuspionieren. Laut Dianas Bruder stellte Bashir zudem „reißerische Behauptungen“ über Queen Elizabeth II., Charles und andere Mitglieder der Königsfamilie auf.

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