Trotz Corona-Krise sind die Preise für Eigentumswohnungen in vielen deutschen Städten weiter gestiegen. Der Kauf einer Wohnung kostete im vergangenen Jahr durchschnittlich 25,7 Jahresnettokaltmieten – 2019 lag der Wert noch bei 24, wie die Postbank am Mittwoch aus ihrem „Wohnatlas“ berichtete. Der sogenannte Vervielfältiger, der das Verhältnis zwischen Kauf- und Mietpreis abbildet, zeigt demnach „Überhitzungstendenzen“ in deutschen Großstädten.
Besonders stark wuchsen die Kaufpreise im Verhältnis zu den Mieten in Berlin, wo knapp 40 Jahresmieten für den Kauf einer Wohnung fällig wurden. Erstmals erreichte die Hauptstadt damit den Spitzenrang unter Deutschlands sieben Großstädten. Die Entwicklung sei auch auf den zwischenzeitlichen Mietendeckel in der Stadt zurückzuführen, der die Mieten habe sinken lassen, schreiben die Autoren. Auch in den anderen deutschen Großstädten wie Hamburg oder München enteilten die Kaufpreise dem Mietniveau.
„Höhere Vervielfältiger können auf eine Überhitzung des regionalen Marktes hinweisen“, erklärte Postbank-Immobilienexpertin Eva Grunwald. Die Dynamik ist ungebrochen: Bereits in den vergangenen Jahren kosteten Wohnungen jeweils eine Jahresmiete mehr, nun kletterten die Preise noch drastischer. Für Grunwald keine Überraschung: „Wir erwarten hinsichtlich des Immobilienbooms der vergangenen Jahre durch die Corona-Pandemie keine Trendumkehr.“
Ratsam sei daher der Blick ins Umfeld der großen Städte, wo der Vervielfältiger teils auf einem moderaten Niveau liege. Ebenfalls vergleichsweise günstig war der Wohnungskauf in mittelgroßen Städten wie Bremerhaven, Salzgitter oder Bochum. Im Landkreis Nordfriesland hingegen, zu dem auch die begehrten Nordseelagen auf Sylt, Föhr und Amrum gehören, lag der Vervielfältiger bei 75 – bundesweiter Spitzenwert. Schlusslicht ist der Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt mit zwölf Jahresnettokaltmieten als Kaufpreis.