Die Deutsche Bahn hat die geplanten Arbeitskampfmaßnahmen der Lokführergewerkschaft GDL als unverantwortlich kritisiert. Streiks könnten nur das letzte Mittel sein, erklärte Personalchef Martin Seiler am Donnerstag in Berlin. Die GDL wolle nicht verhandeln, sagte er – ihr gehe es „um Spaltung, Konkurrenz, Macht“. Er forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und „jetzt nicht das Land mit Streiks zu bedrohen“.
Die Bahn habe der GDL 3,2 Prozent mehr Lohn in zwei Schritten in Aussicht gestellt, erklärte Seiler. Damit sei der Konzern bereit, die Forderung der GDL „vollumfänglich“ zu erfüllen. Allerdings brauche die Bahn eine etwas längere Laufzeit, um die 2021 weiter gestiegenen Corona-Schäden zu bewältigen. Das Angebot sehe zudem einen erweiterten Kündigungsschutz, tausende Neueinstellungen und eine in der Branche „führende“ Altersvorsorge vor.
Die Bahn halte eine Einigung nach wie vor für möglich, betonte Seiler. Sie sei auch erneut zu einer Schlichtung bereit. Die Bahn habe keine Vorbedingungen oder Gegenforderungen erhoben, versicherte er.
Der Personalvorstand nannte die Tarifautonomie ein hohes Gut – die Gewerkschaft dürfe die laufende Tarifrunde aber nicht missbrauchen, „um Macht und Konkurrenz nach vorn zu schieben“, kritisierte er.
Hintergrund hierbei ist der Streit um das seit Januar geltende Tarifeinheitsgesetz (TEG). Bei konkurrierenden Tarifabschlüssen sind für dieselbe Berufsgruppe in einem Betrieb die Vereinbarungen mit der Mehrheitsgewerkschaft gültig – GDL und EVG verhandeln teilweise aber für die gleichen Berufsgruppen.
Eine tarifliche Vereinbarung, die in der Vergangenheit garantierte, dass für diese Berufsgruppen die Regelungen beider Gewerkschaften angewandt wurden, lief Ende 2020 aus. Die DB hatte beiden Gewerkschaften Gespräche über eine Vereinbarung zu einer geordneten Koexistenz angeboten; beide Gewerkschaften lehnten solche trilateralen Gespräche aber ab.