Dutzende Verletzte durch Tornado in Tschechien

Symbolbild: Hurrikan
Symbolbild: Hurrikan

Als „Hölle auf Erden“ beschreibt ein örtlicher Behördenvertreter die Lage, der Sturm mit Tennisball-großen Hagelkörnern und zahlreichen abgedeckten Dächern macht viele fassungslos: Im Südosten Tschechiens hat in der Nacht zu Freitag ein Tornado gewütet, bei dem nach Behördenangaben drei Menschen ums Leben kamen und Dutzende weitere verletzt wurden. In der Region rund um die Stadt Hodonin an der tschechisch-slowakischen Grenze hinterließ der Wirbelsturm eine Spur der Verwüstung.

„Drei Patienten konnten wir leider nicht retten“, sagte die Sprecherin der örtlichen Rettungsdienste, Hedvka Kropackova, der Nachrichtenagentur AFP. Mehr als 60 Menschen seien bislang ins Krankenhaus gebracht worden, zehn von ihnen mit schweren Verletzungen. Es gebe aber noch weitere Menschen, die in der Nacht verletzt worden seien und erst später den Notruf gewählt hätten. Außerdem suchten Rettungskräfte in Trümmern noch nach Verschütteten, fügte die Sprecherin hinzu.

Die tschechischen Rettungskräfte erhielten bei den Such- und Bergungsarbeiten Unterstützung aus Österreich und der Slowakei. Zudem entsandte Tschechien Soldaten in die Region. Nach Angaben von Innenminister Jan Hamacek wurden mehr als tausend Häuser beschädigt oder zerstört. Im Internet verbreitete Videoaufnahmen aus Hodonin zeigten zerstörte Gebäude und Autos, entwurzelte Bäume und mehrere Brände.

Auch Tennisball-große Hagelkörner prasselten auf die Region nieder. In Hodonin wurden durch das Unwetter ein Altenheim und der Zoo beschädigt. Die Bewohner des Seniorenheims würden in ein Hotel gebracht, teilte die Stadtverwaltung im Online-Netzwerk Facebook mit.

Der stellvertretende Bürgermeister von Hrusky, Marek Babisz, sagte AFP, das halbe Dorf sei dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Kirche von Hrusky verlor durch den Tornado ihren Glockenturm und ihr Dach. „Wir versuchen jetzt sicherzustellen, dass es wenigstens Essen und Wasser für alle gibt“, sagte Babisz.

Fachleute prüften demnach in den am stärksten betroffenen Teilen von Hrusky, welche Häuser gerettet werden können und welche abgerissen werden müssten. Lastwagen transportierten am Freitag bereits Schutt ab.

Durch Hagel entstanden auch Schäden in der nahegelegen Stadt Valtice, die zur Kulturlandschaft Lednice-Valtice gehört, einem Unesco-Weltkulturerbe.

In weiten Teilen der Region kam es zu Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen. Am Freitagmorgen waren weiterhin 78.000 Haushalte und Unternehmen in der Region ohne Strom. Umgestürzte Strommasten blockierten eine zentrale Autobahnverbindung zwischen Prag und der slowakischen Hauptstadt Bratislava.

„Es ist die Hölle auf Erden“, sagte Regionalgouverneur Jan Grolich nach einem Besuch vor Ort. Tschechiens Präsidentin Zuzana Caputova sprach den Sturmopfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Sie wünsche den Tschechen nun „viel Kraft“, schrieb sie auf Facebook.

Wegen des über Tschechien hinwegziehenden Sturms war Regierungschef Andrej Babis nach dem EU-Gipfel am Donnerstag gezwungen, in Brüssel zu bleiben. Eine Landung mit dem Flugzeug in Prag wäre zu gefährlich gewesen.

Tornados sind sehr selten in Tschechien. Größere Schäden waren zuletzt 2004 in der Stadt Litovel entstanden, als ein Tornado rund 50 Häuser beschädigte.

Auch über den Süden Polens fegte am Donnerstag ein Tornado. In der Woiwodschaft Kleinpolen wurden die Dächer dutzender Häuser abgedeckt. Medienberichten zufolge wurde ein Mensch verletzt.

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