Geburtstagswünsche für angeklagte Suu Kyi bei Protesten in Myanmar

Aung San Suu Kyi - Bild: Comune Parma, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Aung San Suu Kyi - Bild: Comune Parma, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

In Myanmar haben Protestierende der von der Militärjunta entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi am Samstag mit Geburtstagswünschen ihre Unterstützung signalisiert. Im ganzen Land steckten sich Menschen Blumen ins Haar und luden Fotos davon in den Online-Netzwerken hoch. In ihren Dutt gesteckte Blumen sind seit langem ein Markenzeichen Suu Kyis, die am Samstag 76 Jahre alt wurde.

„Möge unsere Anführerin gesund sein“, schrieb Myanmars Miss-Universe-Schönheitskönigin Thuzar Wint Lwin in einem Eintrag mit Foto, auf dem sie rote Blumen im Haar trug. „Alles Gute zum Geburtstag, Mutter Suu. Wir stehen direkt hinter Dir“, war auf Plaketen zu lesen, die Demonstranten im Norden von Yangon an Stromleitungen aufgehängt hatten.

In der Grenzregion im Staat Karen wurden Soldaten fotografiert, die sich Blumen hinter die Ohren gesteckt hatten und neben ihren Gewehren bunte Blumensträuße in der Hand hielten. Demonstranten in der südöstlichen Stadt Dawei brachten eine große gebastelte Geburtstagstorte zu ihrem Straßenprotest.

Das Militär hatte Anfang Februar die Macht in Myanmar an sich gerissen. Seitdem wurde Suu Kyi mit einer Reihe von strafrechtlichen Anschuldigungen überzogen. Am Montag begann ein erster Prozess wegen Verstoßes gegen Corona-Auflagen und des Imports von Funkgeräten ohne Genehmigung. Am Dienstag folgte ein weiter Prozessauftakt wegen Aufforderung zum Aufruhr.

Weitere Gerichtstermin sind nächste Woche angesetzt. Die Politikerin ist auch wegen Verstoßes gegen ein aus der Kolonialzeit stammendes Gesetz zu Staatsgeheimnissen und Korruption angeklagt. Sie soll angeblich 600.000 Dollar in bar und rund elf Kilo Gold an Bestechungsgeldern angenommen haben. Diese Anschuldigungen wiegen am schwersten.

Sollte Suu Kyi in allen Punkten schuldig gesprochen werden, drohen der Nobelpreisträgerin mehr als zehn Jahre Haft. Schon unter der vorherigen Militärdiktatur hatte sie mehr als 15 Jahre in Hausarrest verbracht. Beobachtern zufolge sind sämtliche Vorwürfe politisch motiviert, um die Politikerin kaltzustellen.

Die Armee hatte ihren Putsch Anfang Februar mit angeblichen Manipulationen bei der Parlamentswahl im November begründet, die Suu Kyis Partei gewonnen hatte. Seit dem Putsch sieht sich die Junta massiven, fast täglich stattfindenden Protesten gegenüber. Die Sicherheitskräfte gehen mit brutaler Gewalt dagegen vor. Nach Angaben von Aktivisten wurden seit dem Putsch mehr als 870 Zivilisten getötet.

Am Samstag waren nicht alle Teilnehmer der Proteste voll des Lobes für Suu Kyi. „Ich beteilige mich an dieser Kampagne, weil sie jetzt zu Unrecht vom Militär inhaftiert wurde“, sagte ein 35-Jähriger der Nachrichtenagentur AFP. „Aber nachdem sie aus der Haft entlassen ist, wird sie die volle Verantwortung für ihr Schweigen über das Leiden der Rohingya und anderer ethnischer Gruppen übernehmen müssen.“

Der internationale Ruf Suu Kyis hatte 2017 schwer gelitten, nachdem sie Myanmars Militär gegen den Vorwurf des Völkermordes an der ethnischen Minderheit der Rohingya verteidigt hatte. Geburtstagswünsche kamen dennoch auch von ausländischen Amtsträgern: „Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Gesundheit und Kraft. Wir stehen an der Seite des burmesischen Volkes,“ erklärte Tschechiens Regierungschef Andrej Babis.

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