Gefährdetes Ökosystem im äußersten Norden

"Polarstern" im Einsatz - Bild: Janek Uin / CC BY
"Polarstern" im Einsatz - Bild: Janek Uin / CC BY

Ein Jahr lang war der der deutsche Forschungseisbrecher „Polarstern“ in der Arktis, um den Nordpol intensiv zu erforschen. Mit Mess- und Forschungsstationen sammelte die Besatzung direkt auf dem Polareis riesige Datenmengen. Die ersten Forschungsergebnisse werden am Dienstag in Berlin vorgestellt. Damit soll das Wissen über eine Erdregion vertieft werden, die umwelt- und klimapolitisch wie auch strategisch von großer Bedeutung ist:

GEOGRAFIE UND BEVÖLKERUNG

Das riesige Territorium der Arktis  – 21 Millionen Quadratkilometer – erstreckt sich vom Nordpol bis zum Polarkreis über acht Länder: Russland, Finnland, Schweden, Norwegen, Island, das zu Dänemark gehörende Grönland, Kanada und den US-Bundesstaat Alaska. Etwa vier Millionen Menschen leben in der Arktis. 500.000 Bewohner gehören verschiedensten indigenen Kulturen an wie den Inuit, den Aleuten, den Samen und den Jakuten.

LEBENSBEDINGUNGEN

Die Lebensbedingungen in der Arktis sind extrem: Zeitweise fällt das Thermometer auf unter minus 50 Grad, in den Polarnächten herrscht rund um die Uhr Dunkelheit. Bei diesen Temperaturen und dem wenigen Licht ist die einzige Vegetation die Tundra – eine Landschaft aus sumpfigen Ebenen ohne Bäume. Auf dem Höhepunkt des Winters sind 14 Millionen Quadratkilometer Ozean mit Eis bedeckt. Im Sommer schmilzt es auf weniger als fünf Millionen Quadratkilometer.

ÖKOSYSTEM

Die Arktis ist eine der letzten weitgehend unberührten Regionen der Welt. Sie beherbergt mehr als 20.000 bekannte Tier- und Pflanzenarten. Doch das arktische Ökosystem ist in Gefahr: durch Fischerei, Verkehr, Tourismus, die Suche nach Rohstoffen und vor allem durch den Klimawandel.

Die Temperatur in der Arktis stieg seit den 1990er Jahren doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. 2019 erlebte die Region das zweitheißeste Jahr seit 1900 und im vergangenen Jahr schmolz so viel Eis wie nie zuvor.

Während das Schmelzen des arktischen Packeises keinen Einfluss auf den Meeresspiegel hat, würde ein vollständiges Abschmelzen des riesigen grönländischen Eisschildes das Meeresniveau um sieben Meter steigen lassen. Die Erwärmung der Arktis gefährdet Arten wie Eisbären, Grönlandwale, Robben und Seevögel.

Besorgniserregend sind auch die großen Brände in abgelegenen Gebieten und das Auftauen der Permafrostböden, wodurch erhebliche Mengen des Treibhausgases Methan freigesetzt werden.

ROHSTOFFE

Schätzungen zufolge birgt die Arktis etwa 13 Prozent der unentdeckten Öl- und 30 Prozent der Erdgasreserven der Welt. Das Abschmelzen der Eisdecke macht die Öl- und Gasförderung einfacher und weckt nicht nur bei den Anrainern, sondern auch in weit entfernten Ländern wie China Begehrlichkeiten.

Für Russland hat die Ausbeutung der Bodenschätze Priorität. Auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump genehmigte die Suche nach Rohstoffen im größten Naturschutzgebiet in Alaska; sein Nachfolger Joe Biden stoppte jedoch die Pläne.

SCHIFFSROUTEN

Angesichts des zurückgehenden Eises will Russland den Schiffsverkehr über die Nordostpassage ausbauen. In jüngster Zeit entstanden dort Militär- und Forschungsstützpunkte. Kanada will durch die Nutzung der nordwestlichen Passage vor seiner Küste die Distanz zwischen Atlantik und Pazifik deutlich verkürzen.

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