Großangelegte Spendenaktion: USA wollen 500 Millionen Impfdosen für arme Länder bereitstellen

Impfung - Bild: 9_fingers_ via Twenty20
Impfung - Bild: 9_fingers_ via Twenty20

In einer großangelegten Spendenaktion wollen die USA 500 Millionen Corona-Impfdosen für 92 ärmere Länder bereitstellen. US-Präsident Joe Biden werde die „historische“ Spende am Donnerstag bekanntgeben, teilte das Weiße Haus mit. Die USA wollen demnach 500 Millionen Dosen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer kaufen und über die Covax-Initiative verteilen. Die Entwicklungsorganisation One begrüßte die Ankündigung und rief auch die übrigen G7-Staaten zum Spenden auf. Derweil forderte das EU-Parlament eine vorübergehende Aussetzung von Impfstoff-Patenten.

200 Millionen Impf-Dosen von den USA sollen bereits bis Ende des Jahres geliefert werden. Der Rest der Lieferung wird bis Juni 2022 erwartet. Diese „größte jemals getätigte Anschaffung und Spende von Impfstoffen durch ein einzelnes Land“ werde dabei „helfen, den globalen Kampf gegen die Pandemie zu verstärken“, erklärte das Weiße Haus.

Biden, der ab Freitag am G7-Gipfel in Großbritannien teilnimmt, werde „die Demokratien der Welt dazu aufrufen, ihren Teil zur globalen Versorgung mit sicheren und wirksamen Impfstoffen beizutragen.“ Der US-Präsident hält am Abend gegen 18.15 Uhr (19.15 Uhr MESZ) im südenglischen Badeort St. Ives eine Rede zur Bekämpfung der Pandemie. Vor seinem Abflug hatte Biden die geplante Spende bereits angedeutet. Auf die Frage, ob er eine Impfstoffstrategie für die Welt habe, sagte er: „Ich habe eine und ich werde sie verkünden.“

Die Hersteller Biontech und Pfizer bestätigten das Vorhaben der US-Regierung am Donnerstag. Die Impfdosen werden demnach zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt. Sie würden „an 92 Länder mit niedrigem und niedrigem mittleren Einkommen“ verteilt, darunter auch alle 55 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union.

Die Entwicklungshilfeorganisation One begrüßte die Ankündigung und forderte die anderen G7-Staaten auf, überschüssige Impfdosen abzugeben. „Die anderen G7-Länder müssen an diesem Wochenende nachziehen, auch Deutschland“, erklärte die Interims-Direktorin von ONE Deutschland, Karoline Lerche. Die von Berlin versprochenen 30 Millionen Impfdosen seien „ein sehr guter Start“, aber nicht ausreichend.

Nach Berechnungen von One haben sich die G7-Staaten über 2,5 Milliarden Impfdosen mehr gesichert als sie benötigen. Spätestens Ende August werde das Angebot die Nachfrage in allen G7-Ländern übersteigen, erklärte die Organisation.

Die USA waren zuletzt in die Kritik geraten, weil sie auf riesigen Beständen ungenutzter Corona-Impfstoffe sitzen. Die US-Regierung argumentiert, dass dies als Vorsichtsmaßnahme notwendig gewesen sei. Derzeit liegt die Impfquote mit mindestens einer Dosis bei den Erwachsenen in den USA bei 64 Prozent.

Derweil warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die europäischen Länder eindringlich vor einer zu frühen Lockerung der Corona-Maßnahmen. Die Impfraten seien noch viel zu gering, um einen Wiederanstieg der Infektionsfälle zu verhindern, sagte WHO-Europa-Direktor Hans Kluge. „Der Weg, um eine Rate von mindestens 80 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu erreichen, ist noch weit.“

Die EU hatte beim Weltgesundheitsgipfel in Rom Ende Mai zugesagt, bis Ende 2021 mindestens hundert Millionen Impfdosen an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu spenden. Auch Washington hatte in der Vergangenheit versprochen, bis Ende Juni rund 80 Millionen Impfdosen zu spenden und einen Beitrag in Höhe von umgerechnet rund 1,6 Milliarden Euro zur Finanzierung der Covax-Initiative zu leisten.

Das Europaparlament forderte indessen eine vorübergehende Aussetzung der Patente für Corona-Impfstoffe. Nachdem auch die US-Regierung eine Aussetzung des Patentschutzes vorgeschlagen hatte, ging EU-Ratspräsident Charles Michel davon aus, dass das Thema auch beim G7-Gipfel in Cornwall besprochen wird. „Eine Patentaussetzung scheint gut zu klingen“, sagte er. „Aber sie ist keine Wunderwaffe.“ Die Bundesregierung lehnt eine Patent-Freigabe bisher ab und setzt stattdessen auf eine freiwillige Lizenz-Vergabe durch die Unternehmen.

Die Hilfsorganisation Brot für die Welt forderte „eine umfassende, temporäre Freigabe der Patente und geistigen Eigentumsrechte“ von Impfstoffen. Eine Spende übrig gebliebener Impfdosen werde nicht ausreichen, um die Impfungen in ärmeren Ländern zu beschleunigen.

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