Bei der ersten Runde der französischen Regional- und Départementswahlen am Sonntag könnten Marine Le Pen und ihre Partei Rassemblement National (RN, Nationale Sammlungsbewegung) laut Umfragen stärkste Kraft werden. Für sie und die frühere Front National ihres Vaters Jean-Marie Le Pen ist es nicht der erste Erfolg:
Präsidentschaftswahlen 2002
Der Gründer der rechtsextremen Front National, Jean-Marie Le Pen, schafft es erstmals in die zweite Runde einer Präsidentschaftswahl. Das Entsetzen in Frankreich ist groß. Auch viele linksgerichtete Wähler geben ihre Stimme bei der Stichwahl dem Konservativen Jacques Chirac, der schließlich mit gut 82 Prozent siegt.
Präsidentschaftswahlen 2007
Gegen den Konservativen Nicolas Sarkozy, der bei der Inneren Sicherheit einen stramm rechten Kurs fährt, hat Le Pen keine Chance. Er wird in der ersten Wahlrunde 2007 nur Vierter und scheidet aus.
Präsidentschaftswahlen 2012
Inzwischen hat Le Pens älteste Tochter Marine das Ruder bei der Front National übernommen. Sie kommt in der ersten Runde zwar nur auf Platz drei hinter dem Sozialisten François Hollande und Sarkozy und scheidet aus. Allerdings erzielt sie mit 6,4 Millionen Stimmen oder rund 18 Prozent das anteilsmäßig beste Ergebnis für die Front National bei einer Präsidentschaftswahl.
Europawahlen 2014
Die Front National wird unter Marine Le Pen erstmals in ihrer Geschichte stärkste Kraft bei einer landesweiten Wahl in Frankreich. Sie kommt auf fast 25 Prozent der Stimmen.
Regionalwahlen 2015
In der ersten Runde erzielt die Front National mit rund 28 Prozent das bisher beste Ergebnis ihrer Geschichte bei einem landesweiten Urnengang. In sechs der 13 französischen Regionen landet die Partei an erster Stelle. Bei der Stichwahl geht sie aber leer aus. Eine „republikanische Front“ aus linken und gemäßigten rechten Kräften stemmt sich Le Pen entgegen.
Präsidentschaftswahl 2017
Rund 15 Jahre nach ihrem Vater schafft es auch Marine Le Pen bei einer Präsidentschaftswahl erstmals in die zweite Runde. Dort trifft sie auf den Liberalen Emmanuel Macron. Macron setzt sich mit gut 66 Prozent zwar klar durch, doch die „republikanische Front“ bröckelt: Für Le Pen stimmen erstmals 10,6 Millionen Franzosen oder 34 Prozent.
Als Konsequenz benennt Le Pen die Partei 2018 in Rassemblement National (RN, Nationale Sammlungsbewegung) um, gibt ihr einen bürgerlichen Anstrich und drängt ihren mehrfach wegen Hetze verurteilten Vater hinaus.
Europawahlen 2019
Wie schon die FN fünf Jahre zuvor wird Le Pens Rassemblement National stärkste Kraft. Die Partei gewinnt mit gut 23 Prozent der Stimmen, knapp vor Macrons Wahlbündnis.
Regional- und Départementswahlen 2021
Wie schon bei den letzten Regionalwahlen vor rund sechs Jahren sagen Meinungsforscher Le Pen in der ersten Runde am 20. Juni einen Sieg in sechs von 13 Regionen voraus. Wegen der Zerstrittenheit von linken und konservativen Kräften werden ihr erstmals Siegeschancen in der Stichwahl am 27. Juni eingeräumt.
Präsidentschaftswahlen 2022
Meinungsforscher rechnen erneut mit einem Duell Macron gegen Le Pen. Die 52-Jährige hofft dabei auf einen doppelten Triumph: Sie will als erste Frau und erste Vertreterin des Rechtsaußen-Lagers in das französische Präsidentenamt gelangen.