Industrieproduktion erleidet im April Dämpfer

Holzindustrie - Bild: photovs via Twenty20
Holzindustrie - Bild: photovs via Twenty20

Nach einem Anstieg im März hat die Industrieproduktion im April wieder einen Dämpfer erlitten – auch wegen der Knappheit bei Vorprodukten wie Mikrochips. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, produzierte die Industrie preis-, saison- und kalenderbereinigt 0,7 Prozent weniger als im Vormonat. Im gesamten produzierenden Gewerbe – also inklusive der Baubranche und dem Energiebereich – sank die Produktion den vorläufigen Angaben zufolge im Vergleich zum März um 1,0 Prozent.

Im Vorjahresvergleich war die Produktion mit einem Plus von 26,4 Prozent deutlich höher als im April 2020. Damals hatten allerdings weite Teile der Industrie aufgrund der Corona-Pandemie ihre Produktion gedrosselt oder zeitweise eingestellt. Im Vergleich zum Februar 2020 – dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Krise in Deutschland – lag die Produktion im April noch 5,6 Prozent niedriger.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, der „leichte Dämpfer“ im April sei durch eine Knappheit bei Vorprodukten – vor allem Halbleiter und Bauholz – verursacht worden. Die positive Entwicklung des Ifo-Geschäftsklimaindexes und die nach wie vor auf hohem Niveau stabilen Auftragseingänge sorgten dennoch „für einen positiven Ausblick für die Industrie in den kommenden Monaten“.

Das Münchener Ifo-Institut teilte am Dienstag mit, dass sich die Produktionserwartungen der deutschen Industrie „auf hohem Niveau etwas verschlechtert“ hätten. Der auf der monatlichen Konjunkturumfrage des Forschungsinstituts unter rund 2000 Unternehmen basierende Indikator sank im Mai demnach auf 27 Punkte, nach 32 Punkten im April.

„Das Bild der Produktionserwartungen in den einzelnen Branchen ist dabei sehr differenziert“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Die Autoindustrie und ihre Zulieferer fahren ihre Erwartungen deutlich zurück, rechnen aber weiter mit Produktionssteigerungen.“ Die Bekleidungshersteller dagegen hätten erstmals nach neun Monaten berichtet, ihre Produktion ausweiten zu wollen.

Das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) kommentierte die Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit dem Hinweis, dass die Industrieproduktion „noch viel Luft nach oben“ habe. „Die Unternehmen können bereits seit einigen Monaten die hohen Auftragseingänge nicht vollständig abarbeiten“, erklärte IfW-Konjunkturexperte Nils Jannsen. „Lieferengpässe dürften dazu wesentlich beitragen. In der Folge ist der Auftragsbestand der Unternehmen spürbar gestiegen, während die Produktion trotz der guten Auftragslage seit Jahresbeginn rückläufig war.

Insbesondere seit Beginn des Jahres dürften Lieferengpässe nach Einschätzung des Kieler Instituts „wesentlich zur schwachen Produktion beigetragen haben“. Im April lag der Anteil der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe, die von Produktionsstörungen aufgrund fehlender Vorleistungen berichteten, demnach mit mehr als 40 Prozent auf einem Rekordniveau.

Die dahinter liegenden Probleme seien indes vielschichtig. So sei die für viele Unternehmen unerwartet kräftige Erholung der Industriekonjunktur auf Transportengpässe im Schifffahrtsverkehr und einen Mangel an produzierten Vorleistungsgütern getroffen. Vor diesem Hintergrund sei es derzeit schwer absehbar, wie lange die Produktionsstörungen noch anhalten würden.

Voraussichtlich würden sie jedoch erst allmählich nachlassen und die Erholung in der Industrie somit vorerst weiter bremsen. „Sobald diese Beeinträchtigungen überwunden sind, werden die Unternehmen den Auftragsüberhang rasch abarbeiten und die Industrieproduktion wird dadurch einen zusätzlichen Schub erhalten“, fügte das IfW hinzu.

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