Internationales Ermittlerteam infiltriert Software und überwacht Kriminelle

Hacker-/Cyberangriff
Hacker-/Cyberangriff

Mit einer ausgeklügelten Ausforschungsaktion ist internationalen Ermittlern ein weltweiter Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelungen: Es handele sich um die bislang aufwendigste internationale Polizeiaktion gegen kriminelle Banden, erklärte die neuseeländische Polizei am Dienstag. Hunderte Verdächtige wurden festgenommen, Medienberichten zufolge gab es auch in Deutschland Durchsuchungen. Den Ermittlern war es gelungen, sich Zugang zu einer verschlüsselten Plattform zu verschaffen, die von kriminellen Banden zur Kommunikation genutzt wird. So konnten sie die Chats jahrelang mitlesen.

Unter dem Namen „Operation Trojanerschild“ verfolgten Ermittler in 16 Ländern, wie Mitglieder der Mafia, asiatischer Verbrechersyndikate oder krimineller Motorradbanden Drogengeschäfte, Geldwäsche und sogar Bandenmorde über die Plattform „AN0M“ planten.

Allein in Australien wurden nach Polizeiangaben 224 Menschen festgenommen. Sechs Drogenlabore seien ausgehoben worden. Zudem stellten die Ermittler nach eigenen Angaben zahlreiche Waffen und umgerechnet knapp 29 Millionen Euro Bargeld sicher. Australiens Regierungschef Scott Morrison sprach von einem „schweren Schlag gegen die organisierte Kriminalität“ weltweit.

Den Ermittlern gelang es offenbar nicht nur, Nachrichten auf der Plattform in Echtzeit zu entschlüsseln. Sie sollen auch einen ausgeklügelten Plan verfolgt haben, um mutmaßliche Kriminelle zu ermutigen, Handys mit der „AN0M“-Software zu nutzen. Die Geräte verfügen über keine Mail-, Telefon- oder GPS-Funktionen und können nur Nachrichten an andere „AN0M“-Handys versenden.

Australischen Medienberichten zufolge halfen die Ermittler verdeckt dabei, die Handys an Verdächtige zu verteilen. „Kriminelle mussten einen Kriminellen kennen, um ein Gerät zu bekommen“, erklärte die australische Bundespolizei. Weil bekannte Verbrecher die Software nutzten, wurden die Geräte immer populärer.

Unklar ist, ob „AN0M“ von den Ermittlern nur infiltriert oder sogar selbst entwickelt wurde, um mutmaßliche Verbrecher gezielt auszuspionieren. Die neuseeländische Polizei erklärte, die US-Bundespolizei habe nach der Infiltration und späteren Stilllegung der verschlüsselten Kommunikationsplattformen „Phantom Secure“ und „Sky Global“ ihr „eigenes System verschlüsselter Apparate betrieben, das ‚AN0M‘ genannt wurde“. Die neuseeländischen Ermittler sprachen von der „weltweit bislang raffiniertesten Strafverfolgungsaktion gegen das organisierte Verbrechen“.

Nach Angaben der neuseeländischen Ermittler wurden landesweit 35 Verdächtige festgenommen, denen 900 Fälle von schwerem Drogenhandel, Geldwäsche und andere Verbrechen vorgeworfen werden. Die Polizei beschlagnahmte im Rahmen der Operation Methamphetamin, Schusswaffen sowie Bargeld in Millionenhöhe.

Razzien fanden auch in den USA, Großbritannien und mehreren europäischen Ländern statt. In Deutschland wurden Medienberichten zufolge unter anderem in Hessen und Nordrhein-Westfalen mehrere Objekte durchsucht. Für Dienstagvormittag kündigten das FBI und die EU-Polizeibehörde Europol eine Pressekonferenz zu den Razzien in Den Haag an.

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