Kopfsprung: Ein sinnloser Sprung in den Rollstuhl!

Kopfsprung
Kopfsprung

Der Sommer legt in Deutschland gerade eine Pause ein. Doch die nächste Hitzewelle kommt bestimmt – und damit steigt auch die Gefahr von Badeunfällen. Aus dem ultimativen Kick beim Kopfsprung in den See wird manchmal schnell ein Ende im Rollstuhl, wie am Dienstag der Verband der Unfallchirurgen warnte. Fragen und Antworten:

WIE VIELE BADEUNFÄLLE ENDEN MIT QUERSCHNITTLÄHMUNGEN?

Nach Schätzungen von Experten erleiden in Deutschland jährlich etwa tausend bis 1500 Menschen Querschnittlähmungen nach Unfällen. Schätzungsweise etwa 80 bis hundert Fälle sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie auf Badeunfälle zurückzuführen, das sind vier bis acht Prozent. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung geht sogar von insgesamt rund 2000 Querschnittsgelähmten pro Jahr aus.

Nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft ereignen sich im August die meisten Badeunfälle mit Querschnittlähmungen etwa durch einen leichtfertigen Kopfsprung in flache Gewässer oder Saltos in den Pool.

WER IST BETROFFEN?

Fast alle Unfallopfer sind junge Männer, meist sind sie Experten zufolge zwischen 16 und 25 Jahre alt. Sie springen aus Imponiergehabe und Selbstüberschätzung, wegen einer Mutprobe oder aus Leichtsinn in einen Gartenteich, von einer Brücke in den Fluss oder von einem Ast kopfüber in einen Badesee. Sehr oft ist dabei Alkohol im Spiel. „Alkohol erhöht die Risikobereitschaft und führt schnell zu übermütigem und leichtsinnigem Verhalten“, sagt Christopher Spering, Unfallchirurg an der Universitätsmedizin Göttingen.

WAS SIND DIE FOLGEN?

Besonders tragisch ist die sogenannte Tetraplegie. Dabei können Patienten wegen einer Fraktur der Halswirbel und einer daraus resultierenden Rückenmarksverletzung beide Arme und Beine gar nicht mehr oder allenfalls noch eingeschränkt bewegen. Im schlimmsten Fall kann der Betroffene dann nicht einmal mehr selbst atmen.

GIBT ES SPEZIALKLINIKEN?

Bundesweit gibt es mehr als zwei Dutzend auf Wirbelverletzungen spezialisierte Zentren, das größte davon in Hamburg mit rund 130 Behandlungsplätzen. Die Betroffenen werden in den Zentren umfassend versorgt, von der Akutphase über die weiterführende Rehabilitation bis zur lebenslangen Nachsorge. Eine 2017 veröffentlichte Studie bezifferte einmal allein die Kosten für die medizinische Erstversorgung einer schweren sogenannten Hochquerschnittlähmung durch einen Sprung oder Sturz ins Wasser pro Patient auf mindestens 200.000 Euro.

WELCHE REGELN SOLLTEN BEIM BADEAUSFLUG BEACHTET WERDEN?

Die Experten raten: Nie in unbekannte Gewässer springen. Es sollte geprüft werden, wie tief das Wasser ist. Dabei ist zu beachten, dass die Sichttiefe durch trübes Wasser beeinträchtigt sein kann. Zudem schwanken Wasserstände bei Hitze. Auf Kopfsprünge sollte besser ganz verzichtet werden. Keiner sollte sich auf sogenannte Mutproben einlassen. Zudem sollte beim Baden auf Alkohol verzichtet werden. Auch die Deutsche Stiftung Querschnittlähmung will mit ihrer Präventionskampagne „no risk – no fun?“ für die Gefahren sensibilisieren.

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