Angesichts der Folgen der Corona-Maßnahmen für Kinder hat sich die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina für eine Aufrechterhaltung des Präsenzbetriebs in den Schulen ausgesprochen. Manche Kinder würden „mittel- und wahrscheinlich auch langfristig von den erlittenen Defiziten begleitet“, erklärte die Wissenschaftsgesellschaft am Montag in Halle in einer Stellungnahme.
Schulen und auch Kitas sollten unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen wie Masken, Hygiene und regelmäßige Tests wieder „durchgängig“ offen gehalten werden. Der Präsenzbetrieb sei „für nahezu alle Kita- und Schulkinder die effektivste Art des Lernens“.
Vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Delta-Variante, die erstmals in Indien auftrat, hält es die Leopoldina für notwendig, die Schutzmaßnahmen an Schulen weiter aufrecht zu erhalten. „In Innenräumen, wo der notwendige Abstand nicht eingehalten werden kann, sollte eine medizinische Maske weiterhin durchgehend getragen werden“, erklärte Leopoldina-Präsident Gerald Haug.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forderten zudem, die digitale Infrastruktur der Bildungseinrichtungen schneller auszubauen und die Sprachförderung in Kitas zu stärken. In Grundschulen sollte die Stundentafel angepasst werden, um vorrangig Rückstände in den Kernfächern Deutsch und Mathematik aufzuholen. Schülerinnen und Schüler mit schwächeren Schulleistungen sollten zusätzlich gefördert werden.
Fachkräfte in Kitas und Lehrkräfte in Schulen sollten zudem für psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen sensibilisiert werden. Dazu sollen sie fortgebildet und die Schulsozialarbeit ausgebaut werden.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte mahnte gleiche Bildungschancen für alle Schüler an. „Die für die Sommerferien und das neue Schuljahr geplanten Aufhol- und Unterstützungsprogramme für Kinder und Jugendliche sollten die psychosoziale, emotionale und körperliche Entwicklung ebenso in den Blick nehmen wie das Aufholen von Lernrückständen“, erklärte Insitutsdirektorin Beate Rudolf in Berlin. Kinder hätten zudem ein Recht auf Spiel und Freizeit und müssten sich von den schwierigen Pandemiebedingungen erholen können.
Auch die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hatte zuletzt angesichts rückläufiger Corona-Infektionszahlen eine Rückkehr zum „uneingeschränkten Regelbetrieb“ nach den Sommerferien empfohlen. Laut KMK ist der Präsenzunterricht „die notwendige Grundlage gemeinsamen Lehrens und Lernens“. Zur Begründung ihres Beschlusses verwiesen die Länderminister unter anderem auf Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts, wonach Schulen „keine treibende Kraft“ in der aktuellen Pandemiesituation seien.