Putin ruft Russen zur Impfung gegen Corona auf – Aber keine landesweite Impfpflicht

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Angesichts der sich verschlechternden Corona-Lage in Russland hat Staatschef Wladimir Putin die Bürger zur Impfung aufgerufen, eine Corona-Impfpflicht aber abgelehnt. Die Menschen sollten auf Empfehlungen von „Experten“ hören, nicht auf „Gerüchte“, sagte Putin am Mittwoch bei seiner jährlichen Fragestunde im Fernsehen mit Blick auf die in seinem Land verbreitete Impfskepsis. Derweil wurde den zweiten Tag in Folge ein neuer Höchststand der täglichen Corona-Toten in Russland registriert.

Russland kämpft seit Mitte des Monats mit einem Anstieg der Corona-Infektionen, der auf die Ausbreitung der deutlich ansteckenderen Delta-Variante und die schleppende Impfkampagne zurückgeführt wird. Bei seiner jährlichen Fernsehsendung, bei der Zuschauer dem Präsidenten Fragen stellen dürfen, sagte Putin, es habe immer schon Menschen gegeben, die Impfungen grundsätzlich ablehnten.

Solche Impfskeptiker seien „zahlreich“ und das „nicht nur in unserem Land, sondern auch im Ausland“, sagte Putin. Die Menschen sollten aber nicht „auf Leute hören, die davon nichts verstehen und Gerüchte verbreiten, sondern auf Experten“, mahnte der Kreml-Chef. Die Folgen einer Corona-Infektion könnten bei Ungeimpften „sehr ernst“ sein.

Auf die Bürgerfrage, ob er einen erneuten landesweiten Corona-Lockdown befürworte, antwortete Putin in seiner Fragestunde, die Regionalbehörden ordneten stattdessen Schutzmaßnahmen wie eine Impfpflicht an. Zugleich erteilte er einer landesweiten Corona-Impfpflicht eine Absage: „Ich unterstütze Pflichtimpfungen nicht.“

Der 68-jährige Kreml-Chef hob hervor, dass er selbst bereits geimpft wurde, und gab nun bekannt, dass er den russischen Impfstoff Sputnik V erhalten habe. Die insgesamt vier in Russland entwickelten Impfstoffe seien besser als ausländische Alternativen wie die von Astrazeneca oder Biontech/Pfizer, versicherte er.

In Russland ist die Impfskepsis allerdings besonders verbreitet. Laut Putin haben bisher erst rund 23 Millionen der 146 Millionen Russen mindestens eine Impfdosis erhalten. Nach Angaben der Website „Gogow“, die angesichts fehlender landesweiter Statistiken Daten aus den Regionen zusammenträgt, liegt der Anteil bei rund 15 Prozent. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte daher am Dienstag einräumen müssen, dass das Ziel der russischen Regierung, bis zum Herbst 60 Prozent der Bevölkerung zu impfen, nicht mehr zu erreichen sei.

Als erste russische Stadt hatte Moskau diesen Monat eine Art Impfpflicht eingeführt. Dienstleistungsunternehmen in der russischen Hauptstadt müssen künftig nachweisen, dass 60 Prozent ihrer Belegschaft geimpft sind. Mindestens ein Dutzend andere russische Regionen folgten dem Beispiel.

Offiziell hat Russland seit Beginn der Pandemie schon mehr als 135.000 Todesfälle registriert – so viele wie kein anderes Land in Europa. Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Die russische Statistikbehörde Rosstat hatte im April erklärt, bei einer weiter gefassten Definition von Corona-Toten gebe es in Russland mindestens 270.000 Todesopfer.

Am Mittwoch registrierte das Land den zweiten Tag in Folge einen neuen Höchststand der täglichen Corona-Toten: Nach 652 Todesopfern am Dienstag wurden nun 669 Tote binnen 24 Stunden gemeldet. Zudem wurden 21.042 Neuinfektionen registriert. Damit stieg die Gesamtzahl der offiziell registrierten Ansteckungen auf mehr als 5,5 Millionen.

Aktuell gelten vor allem Moskau und St. Petersburg als Infektionsherde. In St. Petersburg wird am Freitag dennoch das Viertelfinal-Spiel der Fußball-Europameisterschaft ausgetragen. Die finnischen Behörden hatten am Freitag mitgeteilt, dass bereits fast 300 Zuschauer des Spiels Finnland gegen Belgien, das am 21. Juni in St. Petersburg stattgefunden hatte, positiv auf Corona getestet worden seien.

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