Russlands Präsident Wladimir Putin hat den USA vorgeworfen, in den Vorfall zwischen russischen Streitkräften und der britischen Marine im Schwarzen Meer in der vergangenen Woche verwickelt gewesen zu sein. „Es handelte sich dabei um eine Provokation“, sagte Putin am Mittwoch während seiner jährlichen Fragestunde im Fernsehen. „Nicht nur die Briten, auch die Amerikaner waren daran beteiligt.“ Moskau habe am Tag des Vorfalls ein „US-Aufklärungsflugzeug“ in dem Gebiet gesichtet.
Über den Zwischenfall am 23. Juni vor der Küste der ukrainischen Halbinsel Krim, die Russland 2014 annektiert hatte, gibt es unterschiedliche Angaben. Das russische Verteidigungsministerium sprach von einer Verletzung russischer Hoheitsgewässer durch einen britischen Zerstörer und erklärte, Warnschüssen abgegeben zu haben. London wies diese Darstellung zurück: Die „HMS Defender“ sei lediglich auf einer „friedlichen Durchfahrt durch ukrainische Gewässer“ gewesen.
„Selbst wenn wir dieses Schiff versenkt hätten, wäre es schwer vorstellbar gewesen, dass sich die Welt auf den Weg zum Dritten Weltkrieg gemacht hätte“, sagte Putin. „Die Welt weiß, dass sie aus diesem Krieg nicht als Sieger hervorgehen würde.“
Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sind unter anderem durch die wachsenden Spannungen im Ukraine-Konflikt stark belastet. Russland hatte Anfang des Jahres mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine stationiert. Dies hatte Befürchtungen geschürt, der Konflikt könnte eskalieren.
Im Osten der Ukraine kämpft die ukrainische Armee seit 2014 gegen pro-russische Rebellen. Moskau unterstützt nach Angaben des Westens die Separatisten finanziell und militärisch. Bei den Kämpfen wurden bereits mehr als 13.000 Menschen getötet.
Dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj warf Putin vor, die Ukraine an den Westen ausgeliefert zu haben. „Welchen Sinn hat es, Selenskyj zu treffen, wenn er sein Land der totalen Kontrolle aus dem Ausland überlassen hat?“, fragte der russische Staatschef. „Die entscheidenden, für die Ukraine lebenswichtigen Fragen werden nicht in Kiew, sondern in Washington gelöst. Und in gewissem Maße auch in Paris und Berlin.“
Ein Berater des ukrainischen Präsidenten, Mychailo Podolyak, wies diese Behauptungen als „russische Propaganda“ zurück. Damit versuche Moskau, sein aggressives Vorgehen gegenüber Kiew zu rechtfertigen.